Drei Armeen, eine Übung — “Alpentriode 2023”

Zürich – Es ist ein unschein­ba­res Gelän­de. Nur weni­ge Meter vom Flug­ha­fen Zürich-Klo­ten ent­fernt, liegt das AMITI, das Aus­bil­dungs­zen­trum der Über­mitt­lungs­trup­pen der Schwei­zer Armee. Ver­bor­gen unter der Brü­cke der Flug­ha­fen­au­to­bahn.

G30-Gip­fel am Boden­see 

Rund 40 jun­ge Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten von Bun­des­heer, Bun­des­wehr und Schwei­zer Armee üben hier gemein­sam in gemisch­ten Arbeits­grup­pen die prak­ti­sche Stabs­ar­beit. Das Sze­na­rio: Für einen fik­ti­ven G30-Gip­fel am Boden­see, der in allen drei Anrai­ner­staa­ten statt­fin­det, soll für diver­se Sze­na­ri­os die Füh­rungs­fä­hig­keit der Ver­an­stal­ter sicher­ge­stellt wer­den. Ob für ter­ro­ris­ti­sche Anschlä­ge, gewalt­tä­ti­ge Demons­tra­tio­nen oder Unwet­ter­ka­ta­stro­phen, die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit muss gewähr­leis­tet blei­ben. Dazu gilt es, für die unter­schied­li­chen Lagen Struk­tu­ren ein­zu­rich­ten und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­net­ze zu pla­nen. Kei­ne leich­te Auf­ga­be für Öster­rei­cher und Deut­sche, die das Schwei­zer Pla­nungs­ver­fah­ren, die Akti­ons­pla­nung, anwen­den müs­sen.

Har­te Arbeit in guter Stim­mung im AMITI.

Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit gewähr­leis­ten

Dabei sind die Deut­schen wesent­lich älter als ihre Kame­ra­den, haben ihr Stu­di­um abge­schlos­sen und sind bereits im Dienst­grad Leut­nant oder Ober­leut­nant. Das ver­gleichs­wei­se jun­ge Alter gera­de der Schwei­zer, ist deren Miliz­sys­tem geschul­det. In der Rea­li­tät des Übungs­ge­sche­hens zeigt sich aber schnell, dass nicht das Alter oder der Dienst­grad ent­schei­dend für die Effi­zi­enz der Koope­ra­ti­on sind, son­dern der Wil­le zum Mit­ein­an­der für den gemein­sa­men Erfolg.

Effi­zi­en­te Stabs­ar­beit will gelernt sein.

Schwei­zer Füh­rungs­pro­zess 

Für die Aus­bil­der sind die Übungs­zie­le der Alpen­tri­ode 2023 klar defi­niert: Der Schwei­zer Füh­rungs­pro­zess wird aus­pro­biert und mit dem natio­nal erlern­ten Ver­fah­ren ver­gli­chen wer­den. Die Erfah­run­gen der Teil­neh­men­den sol­len ein posi­ti­ves Bild über die eige­nen Fähig­kei­ten aber auch über die Pro­zes­se der Akti­ons­pla­nung der Schwei­zer Armee gene­rie­ren. Neben dem Aus­tausch von Erfah­run­gen und dem Net­wor­king lässt sich auch die Qua­li­tät des eige­nen Aus­bil­dungs­sys­tems im Ver­gleich zu den ande­ren teil­neh­men­den Natio­nen über­prü­fen.

Das Team der Alpen­tri­ode 2023 im Zür­cher Regen.

Ver­pfle­gung super — Unter­brin­gung unge­wohnt

„Es reibt a bis­serl, auch wenn es inter­es­sant ist“, fasst Fähn­rich Kers­tin H. ihre ers­ten Erfah­run­gen zusam­men. Im Herbst schließt sie ihre Aus­bil­dung an der Mili­tär­aka­de­mie in Wie­ner Neu­stadt ab. Die frem­den Begrif­fe und das Füh­rungs­ver­fah­ren machen es ihr nicht leicht. „Aber das Mit­ein­an­der funk­tio­niert, weil alle ans Ziel kom­men wol­len und wis­sen, dass es nur mit­ein­an­der im Team geht.“ Und schließ­lich sei­en alle Teil­neh­men­den in einem Lern­pro­zess. Die Ver­pfle­gung hier sei super, die Unter­brin­gung aber unge­wohnt — zu siebt auf einer Stu­be.

Die ande­ren Arbeits­grup­pen sind nicht untä­tig.

Übung auf Divi­si­ons­ebe­ne 

Ober­leut­nant Björn B. ist aktu­ell auf dem OL3- Lehr­gang in Pöcking. Er war anfangs sehr skep­tisch, ob der orga­ni­sa­to­ri­sche Auf­wand den mög­li­chen Lern­erfolg wür­de recht­fer­ti­gen kön­nen. „Für mich ist es hoch inter­es­sant, die ande­ren Ver­fah­ren und Pro­zes­se ken­nen zu ler­nen. Und Spaß macht es auch!“ Sein Schwei­zer Team­part­ner, Burack M. ist Wacht­meis­ter Aspi­rant , also Fähn­rich und fin­det die Übung eben­so schwie­rig wie inter­es­sant. Er kön­ne da viel mit­neh­men, die Zusam­men­ar­beit sei sehr ange­nehm. Doch mit einer Übung auf Divi­si­ons­ebe­ne betre­te er abso­lu­tes Neu­land, da sei der Ein­stieg ziem­lich schwie­rig. Aber dank der Unter­stüt­zung der erfah­re­ne­ren Kame­ra­den kön­ne er jetzt mit­hal­ten.

Burak M. und Björn B. fei­len am Lap­top an ihrer Prä­sen­ta­ti­on — gemein­sam.

Vor­be­rei­tungs­zeit zu kurz

Für Major René H, Hör­saal­lei­ter der deut­schen Teil­neh­men­den an der ITS­Bw, ist die mul­ti­na­tio­na­le Koope­ra­ti­on in klei­nen Teams eine tol­le Vor­be­rei­tung für spä­te­re Ver­wen­dun­gen in inte­grier­ten Ver­wen­dun­gen. Die Kri­tik von Teil­neh­men­den, dass die Vor­be­rei­tungs­zeit zu kurz sei, kennt er bereits von der letz­ten Übung in Wien. Doch las­se die Zeit­knapp­heit bei allen Teil­neh­men­den kei­ne umfas­sen­de Vor­aus­bil­dung zu. Er sei beein­druckt, so Major H., wie schnell die Teil­neh­men­den ins Gespräch kom­men und koope­rie­ren wür­den. „Wir wol­len das Glei­che, gelan­gen aber auf ande­ren Wegen zum Ziel.“

Kei­ne Geheim­nis­se in der White Cell.

Mili­tä­ri­sche Füh­rungs­kul­tur

Für den Chef Tech­ni­sche Lehr­gän­ge an der Füh­rungs­un­ter­stüt­zungs-Offi­zier­schu­le 30 der Schwei­zer Armee und Gast­ge­ber der Alpen­tri­ode, Oberst­leut­nant Dani­el Aesch­ba­cher, ist es etwas Beson­de­res, sei­nen Aspi­ran­ten schon in den ers­ten Jah­ren ihres Mili­tär­diens­tes die Gele­gen­heit zum Kon­takt mit befreun­de­ten Armeen geben zu kön­nen. Die Kennt­nis ande­rer mili­tä­ri­scher Füh­rungs­kul­tu­ren hel­fe allen Betei­lig­ten, sich mit einem dadurch erwei­ter­ten Hori­zont auf künf­ti­ge Ver­wen­dun­gen in inter­na­tio­na­len Stä­ben oder Ein­sät­zen men­tal vor­zu­be­rei­ten. Dabei, so Aesch­ba­cher, gehe es nicht um einen bes­se­ren oder schlech­te­ren Füh­rungs­pro­zess, son­dern um die Fra­ge: Kön­nen wir mit­hal­ten?

Der Gast­ge­ber — Oberst­leut­nant Dani­el Aesch­ba­cher, Chef Tech­ni­sche Lehr­gän­ge an der Füh­rungs­un­ter­stüt­zungs-Offi­zier­schu­le 30 der Schwei­zer Armee.

Freund­schaft unter Part­nern 

Begon­nen hat die Übungs­se­rie nach jah­re­lan­gen Pla­nun­gen erst in 2019, damals an der IT-Schu­le in Pöcking, gefolgt von der Füh­rungs­un­ter­stüt­zungs­schu­le in Wien im letz­ten Jahr. Dabei han­delt es sich um eine „Map Ex“, eine Pla­nungs­übung mit Kar­te und Lap­top, ohne Gerä­te oder Fahr­zeu­ge. Für die Über­prü­fung der Übungs­er­geb­nis­se wäre eine anschlie­ßen­de Trup­pen­übung natür­lich wün­schens­wert, doch für den Anfang zeigt sich Aesch­ba­cher mehr als zufrie­den. Eine Übung pro Jahr, bei rund­um wech­seln­den Gast­ge­bern, sei ziel­füh­rend. Denn es gel­te die Koope­ra­ti­on und die Freund­schaft unter Part­nern zu fes­ti­gen und Ver­bin­dun­gen über die Gren­zen hin­aus zu eta­blie­ren.

Die tri­na­tio­na­le Übungs­lei­tung in der White Cell.

Kein Grund zur Über­heb­lich­keit

Von Anfang an dabei bei der Pla­nung und Vor­be­rei­tung der Alpen­tri­ode ist Oberst­leut­nant Chris­ti­an R., Lei­ter der deut­schen Dele­ga­ti­on. Der Trup­pen­fach­leh­rer für Info-Manage­ment an der IT-Schu­le in Pöcking legt gro­ßen Wert auf das von­ein­an­der Ler­nen. Es sei über­ra­schend, was Schwei­zer und Öster­rei­cher so drauf­hät­ten, da gebe es kei­nen Grund zur Über­heb­lich­keit. Doch ver­ste­cken müss­ten sich die Deut­schen auch nicht. Er freue sich über den Wil­len zur Zusam­men­ar­beit auf allen drei Sei­ten. 

Oberst­leut­nant Chris­ti­an R., Lei­ter der deut­schen Dele­ga­ti­on.

Aus­tausch­pro­gram­me

Für die Zukunft gebe es Pla­nun­gen, so Oberst­leut­nant R,. durch den Aus­tausch von Dozen­ten zu klä­ren, ob Lehr­gän­ge an den Part­ner-Aka­de­mien geeig­net für Aus­tausch­pro­gram­me sei­en. Hier gel­te es aber noch klei­ne­re büro­kra­ti­sche Hür­den zu neh­men. Gera­de wenn es um die Anre­chen­bar­keit von Leis­tun­gen für die Lehr­gangs­teil­neh­men­den gehe.

Eine Prä­sen­ta­ti­on der Zwi­schen­er­geb­nis­se, abends um 21.15 Uhr. 

Alpen­tri­ode, mili­tä­ri­sche Übung der Schwei­ze­ri­schen, öster­rei­chi­schen und deut­schen Mili­tärs — D‑A-CH — Zürich-Klo­ten 2023 © Foto: Bun­des­wehr / Jan Reu­mann, Text: Oberst­leut­nant Her­bert Sin­ger