Nach Vorstellung der Bildtafel zu Heeres-Nachrichtentruppe und 20. Juli 1944 wird die Serie zu o.a. Bildtafelausstellung mit der Vorstellung der Bildtafel zum Ende der Heeres-Nachrichtentruppe im Frühjahr 1945 fortgesetzt.
Oberst a.D. Peter Uffelmann
Vorbemerkung:
Die aktuellen RICHTLINIEN ZUM TRADITIONSVERSTÄNDNIS UND ZUR TRADITIONSPFLEGE der Bundeswehr enthalten zum Thema „Wehrmacht“ unter Nr. 3.4.1 u.a. folgende Klarstellung, auf die auch hinsichtlich des Endes der Heeres-Nachrichtentruppe im Frühjahr 1945 hingewiesen werden soll:
„Der verbrecherische NS-Staat kann Tradition nicht begründen. Für die Streitkräfte eines demokratischen Rechtsstaates ist die Wehrmacht als Institution nicht traditionswürdig. Gleiches gilt für ihre Truppenverbände sowie Organisationen, die Militärverwaltung und den Rüstungsbereich.“
Spätestens ab Ende 1941 – bereits ein halbes Jahr nach Beginn des Rußlandfeldzuges – begann die organisatorische Entwicklung der Heeresnachrichtentruppe (HNachrTr) aufgrund der hierfür schon nahezu vollständig aufgebrauchten personellen und materiellen Ressourcen sowie Reserven ihre bisherige Kontinuität und Planmäßigkeit zu verlieren: Von nun an wurden Neuaufstellungen von Nachrichtentruppenteilen (NachrTrT) zunehmend immer schwieriger und waren schließlich kaum noch zu realisieren, sodaß man meist nur noch Umgruppierungen bzw. ‑bildungen schon bestehender NachrTrT vornehmen konnte sowie dabei auch organisatorische Notlösungen bzw. Provisorien – wie im Westen bereits seit Frühjahr 1941 – in Kauf nehmen musste, wodurch diese NachrTrT jedoch kaum noch feldmäßig einsetzbar waren.
Dabei wurden trotzdem im Herbst 1941 noch zwei Armee-Nachrichtenregimenter (NachrRgt), 1942 drei Eisenbahn-NachrRgt (EbNachrRgt) und eine Armee-Nachrichtenabteilung (NachrAbt), 1943 fünf Armee-NachrRgt sowie bis Ende 1944 noch ein Heeresgruppen-NachrRgt (HGrNachRgt) und zwei Armee-NachrAbt neu aufgestellt, die NachrRgt allerdings ab Sommer nur noch mit zwei NachrAbt á drei NachrKp – in dreieinhalb Jahren insgesamt sieben Armee-NachrRgt, drei EbNachrRgt, ein HGrNachrRgt und drei Armee-NachrAbt. Die EbNachrRgt der HGr Nord, Mitte und Süd waren hierbei im Zusammenhang mit Bewältigung der zunehmenden Transportprobleme vorgesehen, wurden jedoch ab September 1943 dem Kommandeur der Führungsnachrichtentruppen (Kdr FüNachrTr) unterstellt und von da an als FüEbNachRgt, ab Juni 1944 nur noch als FüNachRgt bezeichnet.
Zusätzliche Herausforderungen ergaben sich zudem durch die Bildung von Stäben neuer Heeresgruppen (HGr) und Armeen, wie der Dtsch.-italien. Panzerarmee (Pz-Armee) in Nordafrika im November 1941, der HGr A im Zuge der Sommeroffensive 1942, der HGr Don im Spätherbst 1942 nach Einschließung der 6. Armee in Stalingrad und der 4. Pz-Armee in Tunis im Winter 1942, die entsprechende NachrTrT benötigten.
Die Schwierigkeiten – insbesondere bei der Zusammenstellung qualifizierter Stäbe für Nachrichtenverbände (NachrVbd) – verschärften sich ab Anfang 1943 noch durch die personellen und materiellen Totalverluste in Stalingrad (bis Ende Januar 1943: ein Armee-NachRgt, fünf Korps-NachrAbt und 20 DivNachrAbt) sowie in Nordafrika im „Brückenkopf Tunis“ (bis Mitte Mai 1943: zwei Armee-NachRgt, eine Korps-NachrAbt und sieben DivNachrAbt; bereits am 10. Juli 1942 war die Nachr-Fernaufklärungskompanie (FENAK) 621 im Rahmen der 1. Schlacht von El Alamein durch den direkten Angriff eines australischen Bataillons zerschlagen und mit Masse gefangen genommen worden), wobei diese endgültigen Verluste innerhalb von nur ca. vier Monaten besonders schwer wogen.
In der Folgezeit bis Sommer 1944 wurden die NachrVbd der Divisionen an der Ostfront im Zuge der erbitterten Abwehrkämpfe – insbesondere der sowjetischen Sommeroffensive 1943 – zwar meist auch stark dezimiert, blieben aber im Kern erhalten und konnten für Umgruppierungen bzw. ‑bildungen herangezogen werden. Erst im Sommer 1944 kam es im Rahmen der sowjetischen Operation „Bagration“ gegen die HGr Mitte wieder zu großen, auch Totalverlusten ebenfalls bei den NachrVbd der 40 zerschlagenen bzw. vernichteten deutschen Divisionen.
Bereits ab Mai 1944 hatten die immer größere Ausmaße annehmenden Verluste und die immer notwendiger werdenden Auffrischungen bzw. Neuaufstellungen bei den Nachrichtenregimentern zur Auflösung der Stäbe der I. Abteilungen gezwungen — die von diesen bisher geführten Kompanien wurden dabei den Regimentsstäben direkt unterstellt. Bei den Korps-Nachrichtenabteilungen wurde die zweite Feldfernkabel-Baukompanie aufgelöst und die Soll-Personalstärke aller Nachrichtenformationen erheblich verringert.
Zwar hatte die Anzahl der Korps-Nachrichtenabteilungen von Mitte 1941 bis Ende 1944 von 58 auf 70 und die der DivNachrAbt von 157 auf 234 sowie die aller ihrer NachrKp von etwa 600 auf 730 zugenommen, aber die Gliederung und Zusammensetzung dieser Kompanien war nicht vergleichbar, weil die Personal- sowie Material-Sollstärken mehrmals und unterschiedlich verändert wurden sowie die Ist-Stärken von den Verlusten und dem tatsächlichen Personal-/Materialersatz abhingen, wobei diese in der Regel weit unter den Soll-Stärken lagen: Viele Fernsprech- und Funkkompanien hatten gegen Kriegsende nur noch Zugstärke. Dabei war die tatsächliche nachrichtentechnische Materialausstattung noch unterschiedlicher und gar nicht vergleichbar, weil sich mit fortschreitender Dauer des Krieges die Rohstoffprobleme besonders deutlich bemerkbar machten: So stand schon im November 1941 fest, daß für 1942 nur 1/4 des geforderten Kupfers und nur die Hälfte des geforderten Aluminiums verfügbar sein würde, was bereits frühzeitig zur Nutzung von Ersatzstoffen bei der Nachrichtenmittel-Fertigung und von Beutematerial zwang – mit entsprechenden Schwierigkeiten bei Instandsetzung und Ersatzteilversorgung.
Besonders bei den DivNachrAbt wurden Organisation und Gliederung bis Kriegsende immer unübersichtlicher, weil es auch zu einer zunehmenden Vermischung von Einheiten bzw. Teileinheiten von HNachrTr und TrNachrVbdgDst kam, welche lagebedingt und ohne zentrale Registrierung auf Befehl der Kommandeure oder Nachrichtenführer erfolgte.
Der Bedarf an zusätzlichen FüNachrVbd und die Verluste der FüNachrVbd konnten nur durch Rückgriff auf die Verfügungsreserve der HNachrTr, die bis 1944 insgesamt 191 selbstständigen NachrKp gedeckt werden, welche nach Kriegsbeginn aufgrund ihrer flexibleren Einsatzmöglichkeiten zunehmend aufgestellt worden waren und einen Großteil des Personalersatzes erhalten hatten: So gab es 58 Fernsprechbetriebs‑, 26 schwere und 24 leichte Blankdraht-Bau‑, 23 Fernsprech-Instandhaltungs‑, 23 Durchgangsvermittlungs-Betriebs‑, 22 Feldfernkabel-Bau‑, sechs schwere und drei leichte Dezimeter-Richtverbindungs- sowie sechs Trägerfrequenz-Kompanien.
Ab August 1944 setzte jedoch in Zusammenhang mit dem Personalwechsel beim Chef des Heeresnachrichtenwesens (HNW) und der Wehrmachtsnachrichtenverbindungen (WNV) ein Umdenken hinsichtlich dieser selbstständigen NachrKp ein, das ab Anfang 1945 zu ihrer vollständigen Eingliederung in die bestehenden FüNachrVbd führte.
Die dabei zugleich beabsichtigte Reorganisation der FüNachrTr kam jedoch aufgrund der sich rapide verschlechternden Gesamtlage nicht mehr zum Abschluß. Es blieb deshalb im Wesentlichen bei der uneinheitlichen Gliederung und Zusammensetzung der sieben FüNachRgt gegen Ende 1944, die seit 1942 ständigen Änderungen gemäß Lageentwicklung bei den unterstützten Heeresgruppen sowie Verfügbarkeit von Abt-Stäben und selbstständigen NachrKp unterlag: So unterstanden zwei FüNachRgt jeweils drei NachrAbt einmal mit insgesamt 19, einmal mit insgesamt 26 NachrKp; drei NachrRgt verfügten über jeweils zwei NachrAbt einmal mit insgesamt 15, zweimal mit insgesamt 13 NachrKp und jeweils ein NachrRgt verfügte über sieben bzw. eine NachrAbt mit insgesamt 25 bzw. sieben NachrKp. Zuständig für diese Anpassungen war der Kommandeur der FüNachrTr beim Stab HNW, dem die FüNachrRgt seit April 1941 truppendienstlich unterstellt waren.
Gliederung und Unterstellungen bei FüNachrRgt 618 (Stand: 01.11.1944),
Graphik: Quelle 3, S. 172
Im September 1944 erhielt die Nachrichtenaufklärung [1] mit dem „General der Nachrichtenaufklärung“beim Stab HNW eine eigene Führungsspitze, nachdem Fragen der Nachrichtenaufklärung bis dahin durch die Gruppe „Funkeinsatz“ im Stab HNW mit bearbeitet worden war.
Außerdem wurden zwei „Nachrichtengenerale z.b.V.“ beim Stab HNW eingesetzt, um eine noch straffere Führung der Nachrichtenkommandanturen zu ermöglichen, die immer wichtiger bei der Nutzbarmachung der postalischen Nachrichtenverbindungen für militärische Zwecke geworden waren.
Nachdem es ab Ende Juni 1944 im Zuge der sowjetischen Sommeroffensive gegen die HGr Mitte in Verbindung mit großräumigen Zerstörungen des deutschen Nachrichtenverbindungsnetzes in Weißrußland durch Partisanen sogar zu seinem vorübergehendem Zusammenbruch bei der HGr Mitte kam, gelang es ab Herbst 1944 nach dem Rückzug ins Baltikum sowie nach Ostpreußen und Polen, die Nachrichtenverbindungen nochmals zu stabilisieren. Dabei wurde u.a. auch eine Fernsprech- und Fernschreibverbindung mit ca. 4.500 km Leitungslänge – neben Funk- und Richtfunkverbindungen – zwischen dem Oberkommando der HGr Kurland in Riga/Lettland und dem OKH im Lager „Mauerwald“ in Ostpreußen mittels einer „Umwegschaltung“ über Estland – Finnland – Nord-Finnland/-Norwegen – Norwegen – Dänemark – Hamburg – Berlin hergestellt und betrieben, nachdem die Landverbindung zwischen Lettland und Ostpreußen durch den sowjetischen Vorstoß an die Ostsee-Küste unterbrochen worden war.
Fernsprechverbindung zwischen Oberkommando der HGr Kurland in Riga/Lettland und OKH im Lager „Mauerwald“ in Ostpreußen im Herbst 1944,
Graphik: Quelle 7
Mit zu dieser letztmaligen Stabilisierung der Nachrichtenverbindungen im Herbst 1944 trug bei, daß bis dahin die Höchstleistung in der Fertigung auch von Nachrichtenmitteln erzielt wurde: So war es möglich, die Materialverluste während der Rückzüge an Ost- und Westfront wieder auszugleichen sowie zahlreiche DivNachrAbt noch einmal neu auszustatten. Damit war es zwar gelungen, die Verluste der DivNachrAbt bis Ende 1944 noch einmal zumindest quantitativ annähernd zu kompensieren, aber ihr – insbesondere personeller – Qualitätsverlust war nicht mehr gutzumachen.
Danach aber fiel die Produktionsleistung auch bei Nachrichtenmitteln aufgrund von immer mehr zunehmender Zerstörung der Produktionsstätten und Transportwege durch die westalliierten Bombenangriffe sowie nahezu aufgebrauchten Rohstoffreserven rapide ab, sodaß sowohl die Fertigung der neuesten Nachrichtenmittel – insbesondere von leichteren und leistungsfähigeren Truppenfunkgeräten, als auch von Feldkabel und Feldfernkabel zusammenbrach.
Im November 1944 kam es zu einer ernsten Krise bei den DRP-Nachrichtenverbindungen: Grund dafür waren die Auswirkungen der westalliierten Luftangriffe auf das stationäre Nachrichtenverbindungsnetz in Deutschland und der stark ansteigende Bedarf an Nachrichtenverbindungen bei den sich auf Deutschland zurückziehenden Stäben und Truppenteilen, bei den teilweise ausgelagerten Industrieunternehmen, Behörden sowie NSDAP-Dienststellen im Rahmen territorialer Verteidigungsaufgaben.
Die FüNachrTr begannen deshalb zusammen mit der DRP in den rückwärtigen Frontgebieten und auch in Deutschland mit Bau und Inbetriebnahme der bewährten „Drehkreuzachsen“ und von Durchgangsvermittlungen, wobei Großstädte und Ballungsgebiete durch das nach wenigen Wochen fertiggestellte Gitternetz von etwa 15.000 Länge umgangen wurden.[2]
Ab Januar 1945 kam es aufgrund des Scheiterns der deutschen „Ardennen-Offensive“ und im Zuge der sowjetischen Winteroffensive von der Weichsel [3] an die Oder zu immer größeren Verlusten an Nachrichtenkräften und ‑mitteln, die jedoch inzwischen auf regulärem Weg über den durch Stab HNW gesteuerten Personal- und Materialersatz nicht mehr ausgeglichen werden konnten, sodaß zunehmend Improvisationen durch die HGr- und Armee-Nachrichtenführer erforderlich wurden, welche die Reste von NachrAbt sowie TrNachrVbdgDst zusammenfassten und den Armeen, Korps und Divisionen zuteilten. Allerdings erfolgten Anfang Februar 1945 doch noch zwei Neuaufstellungen von NachrRgt für spezielle Aufgaben: Einerseits wurde mit Masse aus Kompanien der Luftnachrichtentruppe (LnTr) ein Wehrmachts-Eisenbahn-NachrRgt „West“ gebildet und dem Oberbefehlshaber West unterstellt, das als Hauptaufgabe die Wiederherstellung der durch westalliierte Jagdbomberangriffe stark beschädigten Eisenbahnnachrichtenverbindungen hatte, um zur Aufrechterhaltung des Transportwesens beizutragen; andererseits wurde aus NachrAbt der HNachrTr und LnTr sowie einer Funkkompanie der Kriegsmarine das Wehrmachts-NachrRgt „Ruhr“ aufgestellt, dessen Hauptauftrag die Instandsetzung der im Ruhrgebiet durch westalliierte Luftangriffe besonders stark betroffenen Nachrichtenanlagen und ‑verbindungen war.
Gegen Mitte April 1945 verschlechterten sich dann aber die Möglichkeiten bei Nachrichtenverbindungen schlagartig durch die zunehmenden Unterbrechungen von DRP-Fernkabeln und „Drehkreuzachsen“ aufgrund von westalliierten Luftangriffen, Kampfhandlungen und eigenen Zerstörungen. Den übriggebliebenen FüNachrRgt gelang es zwar noch einmal, durch einige ergänzende Leitungsbauten und spezielle Schaltungen das zusammenbrechende Nachrichtenverbindungsnetz zu stabilisieren, sein Verfall aber war nicht mehr aufzuhalten. Funkverbindungen wurden so zunehmend zum einzigen Mittel für überörtliche Nachrichtenverbindungen.
Als am 20. April 1945 die letzten Trupps des FüNachrRgt 601 die Nachrichtenzentrale „Zeppelin“ des OKH in Zossen vor durchgebrochenen Panzern der Vorausabteilung des 6. sowjet. Garde-Panzerkorps verlassen mussten, war das der Anfang des sich innerhalb von wenigen Tagen vollziehenden Zusammenbruchs des Nachrichtenverbindungssystems. Infolge der überstürzten, fast fluchtartigen Räumung in den späten Nachmittagsstunden blieb keine Zeit für die geplanten Zerstörungen: Die größte unterirdische, verbunkerte Heeres-Nachrichtenzentrale „Zeppelin“ im Stammlager Zossen fiel unversehrt in die Hände der Roten Armee.
Am 23. April 1945 wurde mit dem Verlust der nach Dresden und weiter nach München führenden „Drehkreuzachse“ auch die letzte drahtgebundene Nachrichtenverbindung zwischen den inzwischen gebildeten OKW-Führungsstäben Nord und B im Südraum unterbrochen. Seit diesem Tag lag die Verantwortung für das Nachrichtenverbindungswesen im Südraum („Alpenfestung“) bei Oberst Leo Hepp als “Bevollmächtigtem Nachrichtenführer B” (BevNachrFhr B) – vorher Chef des Stabes HNW in Zossen; nachgeordnet war ihm der Kommandeur der FüNachrTr, Oberst Friedrich Ahrens.
Führungsstäbe Nord und B/Süd ab 14. Mai 1945;
Graphik: Bildtafel 42
Ab 8. Mai 1945 wurden die in den Raum der sogenannten “Alpenfestung” gelangten Teile der FüNachrTr dort vom BevNachrFhr B gesammelt und mit Zustimmung der westlichen Siegermächte neu zusammengefasst. Dazu beauftragte Oberst Hepp den Kommandeur der FüNachrTr, Oberst Ahrens damit, „die gesamte FüNachrTr im Bereich des WFSt/B wieder fest in die Hand zu bekommen, sie soweit notwendig, neu zu gliedern und für kommende Aufgaben bereitzuhalten.“
Die Voraussetzungen für die befohlene Neubildung der HNachrTr waren hier günstiger als im Nordraum: Im Süden befanden sich Anfang Mai Stab und drei Abteilungen des FüNachrRgt 601, Stab und eine Abteilung des FüNachrRgt 516, Stab und Teile des FüNaRgt 40, außerdem die Reste der NachrRgt des OB West (HGrNachrRgt 603), der Heeresgruppe G (HGrNachrRgt 606), des OB Südwest (HGrNachrRgt 598), der 1. Armee (Armee-NachrRgt 508) und der 14. Armee (Armee-NachrRgt 524).
Am 9. Mai 1945 – dem Tag nach der deutschen Kapitulation – informierte der BevNachrFhr B den Kommandeur der FüNachrTr, daß die gesamte FüNachrTr im Bereich des Führungsstabes B auch weiterhin truppendienstlich voll dem Kommandeur der FüNachrTr untersteht und die Aufträge an die FüNachrTr vom BevNachrFhr B an den Kommandeur der FüNachrTr Süd ergehen, der den Einsatz der FüNachrTr entsprechend den Aufträgen befiehlt und die Durchführung überwacht.
Vom Chef WNV [4], GenNachrTr Albert Praun erhielt er selbst an diesem Tag folgendes Fernschreiben: „Eigener Standort: Lager Mützelburg bei Flensburg/Mürwik. Hier OKW und Reichsregierung. Flensburg heute von Engländern besetzt. […] FüNachr-Truppe Nord stark angeschlagen. Etwa noch 1 ½ Rgt. […] Eigene Absicht: Führung zentral in der Hand behalten. Später eventuell Vereinigung mit Südstab.“
Am 11. Mai 1945 erhielt der BevNachrFhr B/Süd vom Chef WNV den Auftrag, „den organisatorischen Rahmen der NachrTr des Heeres und der Luftwaffe und ihrer Führung zu erhalten.“
Er selbst meldete am 12. Mai 1945 dem Chef WNV: „Über die NachrVbd im Bereich von OB Südost, Heeresgruppe Ostmark und Heeresgruppe Mitte fehlt z.Zt. jeglicher Überblick. Diese Verbände sind mehr oder weniger als zerschlagen anzusehen.“
Funkverbindungen des OKW-Führungsstabes B/Süd am 15. Mai 1945;
Graphik: Bildtafel 42
Am 17. Mai 1945 erhielt der BevNachrFhr B/Süd während einer Besprechung bei der 6. (US) Army Group in Zell a. See die Zusage, daß die Nachrichtentruppe in ihrer bestehenden Organisation erhalten bleibt.
Führungsnachrichtentruppen Süd, Stand: 15.05.1945;
Graphik: Bildtafel 42
Am 19. Mai 1945 wurden jedoch sämtliche im Bereich der 7. (US) Armee befindlichen deutschen Truppen dem Chef des Stabes beim ehemaligen OB West unterstellt. Damit wurde der Fü-Stab B/Süd des OKW aus ihrer Führung ausgeschaltet. Infolge dieser Entscheidung wurden am 22. Mai 1945 auch die inzwischen neu gebildeten FüNachrTr – fast 4.000 Mann – (siehe u.a. Tabelle) dem die Demobilisierung der deutschen Truppen leitenden Chef des Stabes des ehemaligen OB West unterstellt.
Führungs-Nachrichtentruppen im Südraum – Stand: 20. Mai 1945 | ||||||||
Truppenteil | Offz | Uffz/Sdt | Nachr- Helferinnen | Gesamt | Pkw | Lkw | Zugmasch. | Kräder |
Stab/ BevNachrFhr B | 16 | 25 | 10 | 51 | 5 | 4 | - | 2 |
Stab/ KdrFüNachrTr | 6 | 13 | 4 | 23 | 2 | 2 | - | 2 |
FüNachrRgt 601 | 83 | 2.151 | 96 | 2.330 | 33 | 235 | 37 | 19 |
FüNachrRgt 516 | 31 | 761 | 3 | 795 | 33 | 61 | 5 | 8 |
FüNachrRgt 40 | 22 | 513 | - | 535 | 20 | 59 | - | 2 |
NachrAbt “Vietze” | 4 | 44 | - | 48 | 4 | 6 | - | 2 |
Gesamt FüNachrTr: | 162 | 3.507 | 113 | 3.782 | 97 | 367 | 42 | 35 |
Am 23. Mai 1945 endete mit der Verhaftung der Regierung von Großadmiral Karl Dönitz und des OKW-Fü-Stabes Nord in Flensburg sowie des OKW-Fü-Stab Süd in Berchtesgaden der Versuch, die militärische Führung in der Hand zu behalten und die dafür notwendigen Nachrichtenverbände aus dem übriggebliebenen Rest der HNachrTr neu zu bilden. Das bedeutete auch das Ende der Nachrichtentruppe des deutschen Heeres: Ihre sich noch in Schleswig-Holstein und in der „Alpenfestung“ sammelnden Reste gingen in Kriegsgefangenschaft.
Damit endete auch die Tradition der Nachrichtentruppe der Alten Armee, der Reichswehr und der Wehrmacht, deren Einsatz im Zweiten Weltkrieg mit dazu beigetragen hatte, daß ab 1. September 1939 in Europa ein fast sechs Jahre langer verbrecherischer, deutscher Raub- und Vernichtungskrieg geführt werden konnte, der gerade erst durch das zuverlässige Funktionieren der Nachrichtentruppen und der durch sie sichergestellten Nachrichtenverbindungen sowie die bereitgestellten Ergebnisse der Nachrichtenaufklärung ermöglicht wurde und zu NS-Verbrechen sowie ‑Gewaltherrschaft in den besetzten Europas führte.
Trotzdem sollten schon bald einige dieser Soldaten der Nachrichtentruppe zu den Gründervätern der Bundeswehr gezählt werden: Zur Richtschnur für den Dienst in der Demokratie wurden Vorbilder aus der Geschichte, wie Erich Fellgiebel, der als General der Nachrichtentruppe Teil des militärischen Widerstands vom 20. Juli 1944 geworden war.
Quelle:
Tafel 42 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute”
Weitere Quellen und zusätzliche Informationen zum Thema:
- N., N.: Die Nachrichtentruppe im Zweiten Weltkrieg, in: Telegraphen-/ Nachrichten-/ Fernmeldetruppen und Führungsdienste – Führungsunterstützung seit 1899, Hrsg.: Fernmeldering e.V. 1999 – S. 99 ff.
- N., N.: Militärische Nutzung der Fernmeldenetze der Deutschen Reichspost 1918 — 1945, in: Telegraphen-/ Nachrichten-/ Fernmeldetruppen und Führungsdienste – Führungsunterstützung seit 1899, Hrsg.: Fernmeldering e.V. 1999 – S. 113 ff.
- Kampe, Hans-Georg: Die Heeres-Nachrichtentruppe der Wehrmacht 1935 — 1945, 1994 – S. 165 ff.
- Kampe, Hans-Georg: Fernmeldetruppe und Militär – Die Geschichte der Fernmeldetruppe des Heeres, Teil „Zweiter Weltkrieg 1939–1945 – Einsatz und Ende der Heeres-Nachrichtentruppe der Wehrmacht“
- Praun, Albert: Soldat in der Telegraphen- und Nachrichtentruppe, Würzburg 1965 – S. 258
- Randewig, Kunibert: 50 Jahre Deutsche Heeres-Funk- und Nachrichtenaufklärung – Ein Rückblick im Jahre 1964 auf ihre organisatorische Entwicklung von 1914 — 1945, in: Telegraphen-/ Nachrichten-/ Fernmeldetruppen und Führungsdienste – Führungsunterstützung seit 1899, Hrsg.: Fernmeldering e.V. 1999 – S. 39 ff.
- FmS/FSHELT: FmS/FSHELT-Broschüre, April 1986 – Teil III: Geschichtlicher Überblick „Fernmeldetruppe“, S. 26 f.
- Uffelmann, Peter: Zur Geschichte und Entwicklung der Fernmeldeaufklärung im deutschen Heer, S. 5 ff. – Im Zweiten Weltkrieg; Unterrichtshilfe für die Offizieranwärter-Zusatzausbildung in der FmAusbKp 5/III, 1987/1988
Fussnoten:
[1] 1944 umfasste die Nachrichtenaufklärung 13 Nachrichtenfernaufklärungsstellen (FENAST), 15 Nachrichtenfernaufklärungskompanien (FENAK) und 16 Nachrichtennahaufklärungskompanien (NANAK), außerdem 16 Nachrichtenaufklärungsstäbe bei den Armeeoberkommandos, sieben Kommandeure der Nachrichtenaufklärung (mit Stab) bei den Oberkommandos der Heeresgruppen (HGr; außer bei HGr E/F und HGr H) und den Höheren Kommandeur der Nachrichtenaufklärung (mit Stab) beim Stab des Oberbefehlshabers West – insgesamt ca. 15.000 Mann (ohne die Nachrichtennahaufklärungstrupps der Divisonen).
Bei Kriegsende 1945 hatte sie noch eine Personalstärke von schätzungsweise 12.000.
[2] Nach Kriegsende hat GenNachrTr a.D. Albert Praun im Rahmen der Verhandlungen mit den Alliierten über die Durchführung der Kapitulationsbestimmungen vergeblich angeboten, dieses „Drehkreuzachsen“-Netz in Deutschland durch die Reste der HNachrTr wieder instandzusetzen und zu betreiben. Dies aber wurde vor allem durch die US-Verhandlungspartner abgelehnt – u.a. weil die „Drehkreuz-Technik“ von diesen als „technischer Schwindel“ betrachtet wurde. GenNachrTr a.D. Praun wurde in diesem Zusammenhang verhaftet und kam in Kriegsgefangenschaft.
[3] Der sowjetische Aufmarsch südlich von Warschau war zwar durch die Nachrichtenaufklärung rechtzeitig festgestellt worden, dies wurde jedoch durch Hitler nicht geglaubt und konnte zudem durch die militärische Führung aufgrund des Kräftemangels nur noch sehr bedingt in operative sowie taktische Maßnahmen umgesetzt werden.
[4] ab 8. Mai 1945 nach organisatorischer Zusammenlegung der Reste von Stab HNW und Amtsgruppe WNV im WmFü-Stab A/Nord