General der Nachrichtentruppe Albert Praun berichtet in seinen Erinnerungen[1] von Abhörversuchen der feindlichen Telefonverbindungen im Jahr 1915 unter Verwendung von sogenannten „Arendt-Geräten“. Eine genaue zeitliche Einordnung trifft er nicht. Grund genug, der Information einmal nachzugehen.
Ingo Pötschke
Der Name „Arendt“ kommt in praktisch allen Internet-Seiten und Quellen vor, die sich mit Abhörversuchen im 1. Weltkrieg beschäftigen, aber genauere Angaben zur Person „Arendt“ macht nur Wolfgang Krieger in seinem Buch „Die deutschen Geheimdienste“. Nach dieser Quelle war Otto Arendt Post-Oberinspektor und hatte die „Arendt-Stationen“ selbst entwickelt. Im Archiv der Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens (GFGF) e.V. gibt es ein Buch von einem O. Arendt, welches 1907 bei Vieweg in Braunschweig erschien und „Die elektrische Wellentelegraphie –Einführung in die Theorie und Praxis“ heißt. Er kann die gleiche Person sein, aber ein zeitlicher Zusammenhang existiert nicht.
Im GFGF-Archiv gibt es jedoch auch eine Reihe von Kopien aus dem „Sächsischen Staatsarchiv“, die mehr Licht ins Dunkle bringen: Mit Schreiben Nr. 9250 des Chefs der Feldtelegraphie-West vom 12.09.1915 und eingestuft als „Geheim“ an die Oberkommandos der Armeen wird über Abhörversuche feindlicher Fernsprechleitungen berichtet – „Im Bereiche einer Armee haben Versuche des Mithörens feindlicher Ferngespräche aus den vordersten Stellungen mit günstigen Ergebnissen stattgefunden. Die Oberste Heeresleitung hat daraufhin die Fortsetzung der Versuche auf breiterer Grundlage und dazu die Anschaffung von weiteren 15 Apparaten „System Arendt“ befohlen. Die Einführung in den Einbau und die Verwendung der Apparate wird der Telegraphen-Ingenieur Arendt an Ort und Stelle übernehmen.“
Angeordnet wird ferner die Auswahl von Versuchsfeldern in den Gefechtsfronten und geeigneter Sprachkundiger sowie die Ausbildung von Telegraphisten, der Ausbau der Einfachleitungen zu Doppelleitungen und strengste Geheimhaltung. Es wird ein Befehl zur Schaffung von zentralen Auswertestellen für die gewonnenen Nachrichten erwünscht. Hingewiesen wird auf die Gefahr, daß der Gegner die Abhörbestrebungen mitbekommt und reagiert.
In einem weiteren Schreiben (Bericht vom 03.10.1915 zu Abhörversuchen am 02.10.1915) wird der für das Abhören anfänglich eingesetzte Verstärker mit einem Verstärkungsfaktor von 50 — 100 als zu schwach eingestuft, ein neuer Verstärker mit 500-facher Verstärkung wird angekündigt.
Mit Schreiben Nr. 21011 des Chefs der Feldtelegraphie-West vom 17.11.1915 unter Bezugnahme auf eine Verfügung der Obersten Heeresleitung vom 08.11.1915 wird die Ausstattung aller Armeen an allen Fronten – auch im Osten – mit 53 Horchstationen des „Systems Arendt“ befohlen. Pro Horchstation sind zur Bedienung einzusetzen: Vier Telegraphisten (= Funker), vier Dolmetscher, ein Bautrupp mit einem Unteroffzier und drei Mann zur Instandhaltung, zwei Mann als Leitungspatrouille, ein Offizier und ein Unteroffizier.
Bild: „Lauschstelle“ der 3. (preuß.) Nachrichtenabteilung — Quellen: siehe Fußnote [2]
Bedingt durch den Umbau der deutschen Leitungen auf Zweidraht-Verbindungen wird beim Abhören des Gegners festgestellt, daß auch dieser die deutschen Eindraht-Verbindungen abhörte. Es wird der Bau von Eindrahtleitungen zur Desinformation des Gegners angeordnet. Da der Einbau der nun schon zahlreichen Horchstationen durch Post-Oberinspektor Arendt vor Ort nicht mehr zu schaffen ist, wird die Abordnung von Offizieren zu einem praktischen Unterricht in Berlin beim Telegraphen-Versuchsamt angeordnet.[3]
Diesem Schreiben sind eine technische Beschreibung des Abhörverfahrens, Zeichnungen zu den physikalischen Prinzipien sowie Schaltbilder des „Lautverstärkers“ und zur Einrichtung der Horchstelle beigefügt – siehe unten: „Physikalische Prinzipien und Einrichtung der Horchstelle“.
Mit Schreiben Nr. 23401 vom 25.02.1916 wertet der Chef der Feldtelegraphie-West folgendes aus:
- Die Verwendung der Arendt-Geräte bringt gute Ergebnisse,
- Die Ausbeute der Nachrichten auf französischer Seite ist geringer als bei den Engländern
- Nach wie vor Störungen durch eigenen Sprechverkehr (auch mit Eindrahtleitungen)
- Unzweifelhaft auch Abhören der eigenen Verbindungen mit gleichen Prinzipien und Technik
- Vorhandensein zahlreicher französischer Abhörstationen („Phenomenee“ genannt)
Mit Schreiben vom 21.04.1916 wird durch den Chef des Generalstabes des Feldheeres für die Arendt-Stationen angeordnet, daß diese zukünftig als „Kontrollstationen“ zu bezeichnen sind, diese soweit weg wie möglich von der vorderen Linie entfernt sein sollen und der unkontrollierte Zutritt zu verhindern ist.
Bis zum Ende des 1. Weltkrieges steigt die Zahl der vorhandenen Arendt-Stationen auf ca. 290 Stück, die an allen Fronten eingesetzt werden. Der Erfolg wird perspektivisch immer geringer geworden sein. Nicht nur die deutsche Truppe baute ihre Netze zunehmend auf Zweidrahtbasis ohne Erdung aus, sondern auch der Gegner. Ab 1916 setzt sich sukzessive auch das „Pupinisieren“ der Drahtverbindungen mittels Verdrillen der Adern und Zusetzen von Spulen durch. Für Fernverbindungen des äußerst umfangreichen Nachrichtennetzes werden ab 1916 auch Leitungsverstärker (Telefonverstärker) eingesetzt.
Es stellt sich nun noch die Frage, ob sich die eingesetzten „Arendt-Anlagen“ technisch identifizieren lassen: Das Schaltbild des „Lautverstärkers“ ist recht fundiert.
Bild : Schaltbild des „Arendt“-Verstärkers; Quelle: Sächsisches Staatsarchiv
Auch hier erweist sich radiomuseum.org wieder einmal als eine herausragende Quelle: Im Bestand findet sich ein Datensatz zu einem Verstärker KF 4, welcher von der Fa. AEG unter Verwendung der Röhren K1 und K3 gefertigt wurde. Als Verwendungszweck wird angegeben, daß dieser zum Abhorchen von einpolig geerdeten, französischen Telefonlinien in Schützengräben des 1. Weltkrieges diente. Angegeben wird als Herstellungsjahr 1916.
Bild: AEG-Verstärker KF 4; Quelle: Telefunken-Katalog, GFGF-Archiv
Ein zweiter Datensatz bezieht sich auf ein optisch gleiches Gerät, hergestellt von der Fa. TeKaDe (TKD) Nürnberg. Verwendet wurden hier nach Angabe des Eigentümers die Röhren Siemens A sowie TKD T1.
Bilder: TKD-Verstärker KF 4 – geöffnet und von unten; Quelle: Radiomuseum.org
Der Abgleich dieser Datensätze mit dem vorhandenen Schaltbild aus 1915 ergibt eine weitgehende Übereinstimmung hinsichtlich der Röhrenzahl, der verwendeten Widerstände, der Übertrager und der Anschlußbuchsen. Diese Verstärker dürften also mit hoher Wahrscheinlichkeit die in den Dokumenten des 1. Weltkrieges beschriebenen „Arendt-Geräte“ sein. Die Dokumente belegen dann aber auch, daß diese Geräte nicht erst 1916, sondern schon vor dem 12.09.1915 existierten, wie auch die Röhren, da die Literatur die Herstellung der verwendeten Röhren bei AEG, Siemens und TeKaDe (TKD) ab ca. Mitte 1914 beschreibt.
Bild:
Frühe, im Verstärker KF 4 verwendete AEG-/Telefunken-Röhren;
Quelle: Telefunken-Katalog, GFGF-Archiv
Es existierte also bereits 1915 eine ausreichende Anzahl von Röhren für die Abhörversuche ab Mitte 1915.
Physikalische Prinzipien und Einrichtung der Horchstelle
Als Anlage zu einem Schreiben des Chef der Feldtelegraphie-West vom 17.11.1915 wird eine genaue Beschreibung der verwendeten Technik und der Prinzipien des Abhörens gegeben. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde diese Anleitung mittels OCR ins moderne Leben portiert, Rechtschreibung und Ausdruck sind Original:
„Das Abhorchen feindlicher Fernsprech- und Telegraphenleitungen ist mit verhältnismäßig einfachen Mitteln möglich, solange die feindlichen Leitungen als Einfachleitung mit Erdrückleitungen betrieben werden. Der Horchapparat besteht im wesentlichen aus einem Lautverstärker, über dessen besondere Einrichtung und Bedienung jedem Apparat eine Beschreibung beigegeben ist.
Der Grundgedanke des Abhörverfahrens ist folgender: Wenn eine Fernsprech- oder Telegraphenleitung als Einzelleitung unter Benutzung der Erde als Rückleitung benutzt wird, so ist der elektrische Strom während seines Weges durch das Erdreich nicht, wie in der metallischen, von der Erde isolierten Leitung, an eine bestimmte Bahn gebunden, sondern er verteilt sich in vielen „Fäden“, die um die Erdungspunkte ein weit verzweigtes Streufeld bilden.
Wird eine an beiden Seiten mit Erde verbundene metallische Leitung (a‑b in Abb. 1) in dieses Streufeld gebracht, sovereinigen sich in ihr eine Anzahl von „Stromfäden“, die zur Betätigung des Horchapparates verwendet werden können. Je näher die Horchleitung a‑b der Erde der abzuhorchenden Leitung D‑E gebracht wird, umso stärker ist der Stromfluß in der Leitung b‑a. Bei Entfernungen zwischen E und b bis zu etwa 10 m kann man schon durch einen in die Horchleitung eingeschalteten Fernhörer die in D‑E geführten Gespräche mithören und verstehen; bei einem Abstand E‑b über 10 bis 50 m sind einzelne Worte oder Laute zu verstehen. Wird vor den Hörer C ein Lautverstärker geschaltet, so können die in D‑E geführten Gespräche noch verstanden werden, wenn die Entfernung E‑b auf 200 bis 300 m vergrößert wird, Summerzeichen werden auf erheblich größere Entfernungen noch gut verstanden.
Bild:
Skizzen zu den physikalischen Prinzipien; Quelle: Sächsisches Staatsarchiv
Die Stärke der Lautwirkung in dem Fernhörer C wird unter sonst gleichen Verhältnissen durch den Unterschied der elektrischen Spannung zwischen a und b bestimmt: Dieser hängt von der Entfernung und von dem Verhältnis der Punkte a und b zum Streufelde ab. In Abb. 2 bezeichnen die um die Endpunkte der Leitung E‑D gelegten Kurven annähernd die Linien gleicher elektrischer Spannung: Der Stromfluß in a‑b ist umso größer, je mehr solcher Linien von der geraden Verbindungslinie a‑b geschnitten werden. Hiernach werden die in Abb. 2 gezeichneten Horchleitungen a3-b3 und a5-b5 die wirksamsten sein; a1-b1, a4-b4 und a7-b7 werden nur ganz geringe Wirkung zeigen; a6-b6 wird wesentlich schlechter als a5-b5 und a4-b4 wird schlechter als a2-b2 wirken.
Um feindliche Leitungen abzuhorchen, müssen also Horchleitungen bis in den Bereich der Streufelder der feindlichen Telegraphen- oder Fernsprechleitungen vorgestreckt und dort mit Erde verbunden werden. Für jede Horchleitung ist außerdem ein geeigneter zweiter Erdungspunkt in dem Streufelde zu suchen. Da die Lage der feindlichen Stationen (D und E in Abb.2) nicht bekannt ist, und man deshalb anfangs kein Urteil über den Verlauf des Streufeldes der feindlichen Zeitungen hat, sind zunächst an allen Punkten, welche die größte gedeckte Annäherung an die feindlichen Linien gestatten, die Horchleitungen vorzubringen: Hierzu eignen sich in erster Linie Sappen und Minierstollen. Das Vortragen der Leitungen auf freiem Felde durch Patrouillen ist zu vermeiden.
Bild:
Erläuterung zur Anschaltung an die Horchstation;
Quelle: Sächsisches Staatsarchiv
Angenommen, daß die in Abb. 3 angedeuteten Erdleitungen b1 bis b5 in Sappen und Minierstollen vorgebracht sind, daß hinter ihnen die Erdungspunkte a1 bis a5 innerhalb der eigenen Stellungen liegen und die Verbindungsleitungen sämtlicher Erdpunkte bei der Horchstation H an einen Umschalter geführt wird, durch welchen sie beliebig untereinander verbunden werden können, dann ist ohne Weiteres ersichtlich, daß man Gespräche, die auf einer feindlichen Leitung E1‑D geführt werden, mit den Horchleitungen b1-b5 am besten hört, während z.B. zwischen b1 und a1 die Wirkung des Lauschers nur gering sein wird. Das Umgekehrte tritt bei Gesprächen zwischen E2 und D ein. Um eine möglichst günstige Wirkung zu erzielen, kommt es darauf an, die nahe an den Feind herangebrachten Horchleitungen in mannigfaltigen Verbindungen zu versuchen.
Hat man durch längere Beobachtungen einige als besonders wirkungsvoll erkannt, so wird man sie bevorzugen und die übrigen an eine andere Stelle verlegen. Auf die Entfernung der Horchstation von den Erdungspunkten a und b kommt es in allgemeinen nicht an. Die Horchstation kann mehrere km hinter der Front untergebracht werden. Dazu müssen sämtliche Horchleitungen — alle untereinander verdrillt — entsprechend verlängert werden. Es ist aber aus später zu erörternden Gründen ratsamer, die Station nahe an der Front einzurichten. Bei Gewitterstörungen treten zwischen zwei, voneinander entfernt gelegenen Erdungspunkten durch den Ausgleich der elektrischen Ladungen im Erdboden leicht erhebliche Geräusche im Fernhörer auf, die das Abhören vorübergehend beeinträchtigen oder verhindern. Die Erdgeräusche sind in allgemeinen um so stärker, je weiter die Ladungspunkte auseinander liegen: Gegen ihren Einfluß kann man sich daher bis zu einem gewissen Grade dadurch schützen, daß man näher an einander gelegene Erdungspunkte wählt. Um dies zu erleichtern, empfiehlt es sich z.B. beim Vorbringen der Horcherden jedesmal eine zweite Erde (o1-o5 in Abb. 3) mit nach vorn zu führen, und sie um etwa 40 bis 50 m hinter der zugehörigen Erde b1-b5 zurückzulassen. Treten dann beim Abhorchen z.B. auf der Leitung a1-b1 Erdgeräusche auf, so kann man a1 durch c1 ersetzen. Obwohl dieses Mittel auch die Sprachaufnahme schwächt, verhilft es doch in vielen Fällen wieder zu einer ausreichenden Verständigung.
Solange die deutschen Sprechleitungen in den vordersten Linien aus Einzelleitungen bestehen, werden in den Horchern selbstredend auch die deutschen Gespräche und Summerzeichen gehört, und zwar sowohl durch die Aufnahme von „Stromfäden“ aus der Erde, als auch durch Induktion aus parallelen Sprechleitungen. Voraussetzung für die Verwendung des Horchapparates ist daher der Ausbau der eigenen Leitungen in Bereich von etwa 1.OOO m im Umkreis der Horchleitungen zu Doppelleitungen. Um das Gebiet dieses Ausbaues zu beschränken, empfiehlt sich die Aufstellung der Horcher möglichst nahe der vordersten Linie. Dadurch läßt sich zugleich das Netz der Horchleitungen von der Stationaus wesentlich leichter übersehen und instandhalten. Die Erfahrung hat gelehrt, daß bei der Empfindlichkeit der Horchapparate auch die Gespräche aus Doppelleitungen des eigenen Netzes mit gehört werden, wenn sie eine längereStrecke parallel zu den Horchleitungen verlaufen, und zwar selbst wenn die Sprachleitungen und die Hochleitungen verdrillt sind. Beim Einbau der Horchleitungen muß hierauf Rücksicht genommen werden. Der Ausbau der deutschen Leitungen längs der ganzen Front zu Doppelleitungen ist zugleich der beste Schutz gegen Abhörversuche des Feindes, die anscheinend stellenweise schon ist Gange sind.
Wo dieser Ausbau nicht alsbald ausgeführt werden kann, läßt sich in Abschnitten, die keine deutschen Abhörapparate enthalten, dadurch ein Schutz erzielen, daß die Erdleitungen der eigenen Stationen mindestens 500 m hinter die deutsche Front zurückverlegt werden. Die an mehreren Stellen der Westfront vorgenommenen Versuche haben ergeben, daß zur Zeit noch vielfach mit Einzelleitungen beim Feinde gerechnet werden darf. Aber nach gewissen Beobachtungen und aufgefundenen Drahtverbindungen ist die Vermutung nicht unbegründet, daß der Feind an einzelnen Stellen auch schon mit der Verwendung von Doppelleitungen begonnen hat. Es ist deshalb von der allergrößten Wichtigkeit, daß dem Feinde die Anwendung von Horchern auf deutscher Seite verborgen bleibt; denn sobald er auch nur den geringsten Verdacht schöpft, wird er sich in derselben Weise dagegen schützen, wie es für die deutschen Leitungen vorgesehen ist. Auf die strengste Geheimhaltung der deutschen Einrichtungen ist daher der allergrößte Wert zu legen. Auch müssen alle Vorbereitungen so unauffällig wie möglich ausgeführt werden; vor allen ist zu vermeiden, dem Feinde Horchleitungen anders als unter der Erde entgegen zu treiben.
Zur Unterbringung der Apparate ist möglichst ein bombensicherer geräumiger Unterstand bereit zu stellen, etwa am Deckungsgraben oder an einer geschützten Stelle des Annäherungsweges. Bei der Erkundung des Platzes für die Horchstation ist zu berücksichtigen, daß für ihren Betrieb Sammlerbatterien gebraucht werden, die aufgeladen werden müssen. Die Spannung der Batterien beträgt 4–6 Volt, ihre Kapazität 65 Amp.St., die höchstzulässige Ladestromstärke 24 Amp. Zu jeder Station werden 6 Batterien geliefert, von denen 2 im Betrieb sind, 2 sich auf dem Wege zur oder von der Ladestelle befinden und 2 geladen werden. Die Kapazität der Batterien reicht für einen ununterbrochenen Betrieb von etwa 50 bis 60 Stunden aus. Während dieser Zeit müssen die Ersatzbatterien also hin und her befördert und geladen werden. Da somit eine ausreichende Zeit für die Ladung der Batterien zur Verfügung steht, können sie mit entsprechend niedriger Stromstärke als 24 Amp. geladen werden. Hiernach ist eine geeignete Ladestromquelle aus zu suchen und der Ladestromkreis herzurichten.
Zu beachten ist, daß eine Starkstromleitung in der Nähe der Abhörleitungen im Horchapparat starke Geräusche hervorruft, die die Sprachaufnahme wesentlich beeinträchtigen oder ganz verhindern. Dagegen ist Gleichstrom unschädlich aus Sammlerbatterien. Die bisher gemachten Erfahrungen haben ergeben, daß die Franzosen für die Nachrichtenvermittlung sich des Fernsprechers, die Engländer dagegen fast immer des Summers bedienen. Hieraus ergibt sich, daß für die Bedienung der Horchstationen an der französischen Front Dolmetscher, an der englischen Front Dolmetscher und Telegraphisten notwendig sind. Die Dolmetscher müssen nicht nur die fremde Sprache ganz fließend am Fernsprecher aufnehmen können, auch wenn sehr schnell und undeutlich gesprochen wird, sondern auch ausreichend Bildung besitzen, um das Gehörte sogleich dem Sinne nach oder wörtlich aufschreiben zu können. Die Telegraphisten müssen besondere Übung im Aufnehmen nach Gehör haben.“
Quellen:
Dokumente aus dem sächsischen Staatsarchiv, Radiomuseum.org, Telefunken-Katalog, GFGF-Archiv,
Zum Autor:
Ingo Pötschke ist Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens (GFGF) e.V. und Mitglied im Fernmeldering.
Hinweis der Redaktion:
Hintergrundinformationen zur Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens (GFGF) e.V. sind zu finden unter: Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens
und im Artikel zur GFGF in der F‑Flagge 2–2022, S. 57 f.
[1] Praun, Albert: Soldat in der Telegraphen- und Nachrichtentruppe – Selbstverlag, Würzburg 1965
[2] Telegraphen-/Nachrichten-/ Fernmeldetruppen und Führungsdienste – Führungsunterstützung seit 1899, Hrsg.: Fernmeldering e.V. 1999 – S. 58; RADIOBOTE Jg. 10, Heft 59 — Seite 19; Radiobote Jg. 5, Heft 28 — Seite 22
[3] vorgestellt in der „Telefunken-Zeitung“ 13/1914