Generalmajor a.D. Josef D. Blotz:
Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus – Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft am Beispiel des 20. Juli 1944
Das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 jährte sich 2024 zum achtzigsten Mal. Zu diesem wichtigen Ereignis der neueren deutschen Geschichte liegen heute Forschungsergebnisse und andere Veröffentlichungen in großer Fülle vor – auch zur Rezeption des Widerstandes gegen das NS-Regime nach 1945. Ergänzend zu dem kaum noch überschaubaren Schrifttum und den jährlichen Gedenkfeiern gibt es in Deutschland, in einigen Fällen auch im Ausland, zahlreiche ››Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus‹‹, so der Titel des hier vorzustellenden Buches von Generalmajor a.D. Josef D. Blotz. Darin wird beschrieben, wie der Widerstand sichtbar gemacht wird: An 300 Orten im Bundesgebiet wurden im öffentlichen und privaten Raum, in Schulen, Kirchen und Kasernen rund 1.130 Denkmäler, Gedenktafeln und andere sichtbare Formen der Erinnerung an Persönlichkeiten oder Ereignisse im Zusammenhang mit dem Widerstand errichtet, zumeist dort, wo es einen regionalen Bezug dazu gibt.
GenMaj a.D. Blotz untersucht die Vielfalt dieser Denkmäler und anderer Erinnerungsstätten, ihre Entstehungsgeschichte sowie deren sich im Laufe der Zeit ändernde Wahrnehmung. Die in seinem Buch erfassten Denkmäler sind räumlich im Bundesgebiet sehr ungleichmäßig verteilt: Besonders viele befinden sich in Berlin, weil dort ein Schwerpunkt des Widerstandes war. Seit 1952 fanden die ersten Gedenkveranstaltungen im Bendlerblock statt. Ein Großteil der Denkmäler befindet sich in Bayern und Baden-Württemberg, im Norden und Westen der Bundesrepublik deutlich weniger. In seinem Buch untersucht GenMaj a.D. Blotz auch die Gründe für dieses regionale Ungleichgewicht.
Das Buch leistet einen wichtigen Betrag zur Erinnerungskultur für einen wichtigen Abschnitt der neueren deutschen Geschichte. Der Verfasser untersucht auch die mit diesen Denkmälern verbundenen städtebaulichen und kunstgeschichtlichen Aspekte, wobei viele dieser Denkmäler nicht als Kunstwerk, sondern zumeist als bescheidene Erinnerungs- und Mahnobjekte konzipiert sind, wie zum Beispiel die dem Widerstand gewidmeten Stolpersteine. Mit dem Buch erwirbt der Verfasser auch ein Stück Deutungshoheit über den bis heute noch zum Teil umstrittenen Widerstand gegen das NS-Regime.
GenMaj a.D. Blotz hat seine Arbeit zwei Jahre nach dem Eintritt in den Ruhestand abgeschlossen, als Dissertation vorgelegt und wurde damit zum Dr. phil. promoviert. Dabei ist ein gut lesbares, reich bebildertes und materialreiches Buch entstanden. Die für die Darstellung der Erinnerungslandschaft erforderlichen Tabellen und Graphiken sind anschaulich und übersichtlich. Der als Datenbasis für Folgeuntersuchungen angelegte Katalog ist online verfügbar.
Dem Verfasser und seinem Buch sind zu wünschen, daß damit die Erinnerung an den deutschen Widerstand auch im Bewusstsein der jüngeren Generation angemessene Anerkennung und Verbreitung findet.
Beitrag von Oberst a.D. Dr. Michael Vollert (geb. 1938, Historiker und viele Jahre Berufsoffizier der Bundeswehr, danach bis zur Pensionierung Abteilungsleiter in einem Industrieunternehmen)
Weitere Rezensionen:
Im Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
bei “Angelesen”: Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus
und bei ZMS Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus
sowie Denkmäler für den Widerstand- Transkript
Blotz, Josef D.: Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus –
Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft am Beispiel des 20. Juli 1944.
Verlag De Gruyter Oldenbourg, München 2024, 322 Seiten, 39,95 €
ISBN (PDF) 978–3‑11–138074‑2, ISBN (EPUB) 978–3‑11–138115‑2, ISSN 21–3222