Software- und Hardwaredesign für den Krieg – Erkenntnisse aus dem Ukrainekrieg

Zwei Jah­re die­ses Krie­ges haben mitt­ler­wei­le genü­gend Anhalts­punk­te dafür gelie­fert, wie Hard­ware- oder Soft­ware-Design kon­zi­piert wer­den müs­sen, damit Waf­fen­sys­te­me über einen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg effek­tiv ein­ge­setzt wer­den kön­nen.

Zahl­rei­che Berich­te und Ana­ly­sen des Ukrai­ne­krie­ges zei­gen deut­lich, daß bestimm­te ukrai­ni­sche Waf­fen­sys­te­me west­li­cher Bau­art inzwi­schen zum Teil signi­fi­kant an Wir­kung ver­lo­ren haben. Grün­de dafür sind neben tak­ti­schen Anpas­sun­gen ins­be­son­de­re die rus­si­schen Maß­nah­men des Elek­tro­ni­schen Kamp­fes (Elo­Ka) auf brei­ter Front. Die damit ein­her­ge­hen­den Stö­run­gen des GPS-Emp­fangs oder der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le füh­ren zu mas­si­ven Beein­träch­ti­gun­gen beim Ein­satz eini­ger Waf­fen­sys­te­me bzw. Muni­ti­ons­sor­ten, wäh­rend wie­der­um ande­re Sys­te­me wei­ter­hin effek­tiv ein­ge­setzt wer­den kön­nen.
Gene­rell ist zu beob­ach­ten, daß die Wir­kung von neu auf dem Gefechts­feld ein­ge­setz­ten Waf­fen­sys­te­men und Muni­ti­ons­sor­ten mit der Zeit ste­tig abnimmt, bis ein gewis­ses Niveau – was je nach Waf­fen­sys­tem unter­schied­lich sein kann – erreicht ist. Um trotz­dem eine hohe Effek­ti­vi­tät – auch bei lang­an­dau­ern­den Krie­gen – erzie­len zu kön­nen, muss eine Streit­kraft somit in der Lage sein, ein­ge­führ­te Waf­fen­sys­te­me dahin­ge­hend zu modi­fi­zie­ren, daß die­se über einen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg den­sel­ben Effekt errei­chen kön­nen, wie zu dem Zeit­punkt als sie „neu“ waren.
Bestimm­te Vor­aus­set­zun­gen begüns­ti­gen dabei eine schnel­le Modi­fi­zier­bar­keit von Waf­fen­sys­te­men: Hard­ware-sei­tig zählt dazu bei­spiels­wei­se das Vor­han­den­sein von Leis­tungs­re­ser­ven sowie Stan­dar­di­sie­rung von Ste­ckern, Ein­schub-Schäch­ten etc., damit obso­le­te Har­wa­re-Kom­po­nen­ten schnell aus­ge­tauscht oder neue – wel­che neben zusätz­li­chem Gewicht sowie Bau­raum oft­mals auch einen zusätz­li­chen Ener­gie­be­darf mit sich brin­gen – ergänzt wer­den kön­nen, ohne daß die Leis­tungs­fä­hig­keit des Gesamt­sys­tems dar­un­ter lei­det. Funk­sys­te­me sind dage­gen ein Bei­spiel für die Mög­lich­keit, Soft­ware­an­pas­sun­gen an einer Hard­ware vor­zu­neh­men und dadurch die Fähig­kei­ten der Hard­ware zu erhal­ten oder die­se gar zu stei­gern. Da die Funk­tio­na­li­tät moder­ner Funk­sys­te­me Soft­ware-bestimmt ist, füh­ren Umpro­gram­mie­run­gen der Soft­ware dazu, daß sie wei­ter­hin ein­satz­fä­hig blei­ben. Gerä­te ohne eine sol­che Fähig­keit sind hin­ge­gen sehr schnell nutz­los.
Die­se Rah­men­be­din­gun­gen – in einer Kom­bi­na­ti­on aus Hard­ware und Soft­ware – sind jedoch allei­ne kein Garant für eine schnel­le und ein­fa­che Adap­ti­ons­fä­hig­keit von Waf­fen­tech­nik. Zwin­gend erfor­der­lich sind auch ent­spre­chen­de Schnitt­stel­len und Fähig­kei­ten, die not­wen­di­gen Soft­ware­an­pas­sun­gen schnell in die Brei­te „aus­zu­rol­len“. Mit Soft­ware ver­se­he­ne Waf­fen­tech­nik muss daher bereits in der Design­pha­se so kon­zi­piert wer­den, dass Updates schnell, effek­tiv und bes­ten­falls ohne not­wen­di­ges Spe­zi­al­wis­sen oder ‑werk­zeug auf­ge­spielt wer­den kön­nen. Zudem müs­sen Streit­kräf­te Per­so­nal nicht nur in der Nut­zung sol­cher Sys­te­me schu­len, son­dern auch in der Modi­fi­zie­rung, damit Updates schnell auf­ge­spielt und zur Wir­kung gebracht wer­den kön­nen.

Lesen Sie dazu hier den “hartpunkt”-Fachbeitrag über Erkennt­nis­se aus dem Ukrai­ne-Krieg für das Hard- und Soft­ware-Design von Waf­fen­sys­te­men “Soft­ware- und Hard­ware­de­sign für den Krieg – Erkennt­nis­se aus dem Ukrai­ne­krieg“
sowie ergän­zend dazu eine eng­lisch­spra­chi­ge Ana­ly­se in “Busi­ness Insi­der”: Russia’s jamming of Ame­ri­can wea­pons in Ukrai­ne is show­ing the US what it needs to be rea­dy for in a future fight