Tafel 27, 28 und 32 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute”

Nach Vor­stel­lung der Bild­ta­feln zur Tech­ni­schen Wei­ter­ent­wick­lung der Nach­rich­ten­trup­pe sowie zu Feld­ka­bel­bau und Fern­sprech­aus­rüs­tung in der Reichs­wehr wird die Serie zu o.a. Bild­ta­fel­aus­stel­lung mit der Vor­stel­lung der Bild­ta­feln zu Füh­rer- und Nach­rich­ten-Rah­men­übun­gen, Nach­rich­ten­trup­pen-Übungs­rei­sen sowie zur Zusam­men­ar­beit mit der Deut­schen Reichs­post fort­ge­setzt.   

Oberst a.D. Peter Uffel­mann

Da in den ers­ten Jah­ren der Reichs­wehr kei­ne Übun­gen ab Divi­si­ons­ebe­ne auf­wärts statt­fan­den, bei denen die Nach­rich­ten­trup­pe (Nach­rTr) ihre Ein­satz­grund­sät­ze und mate­ri­el­le Aus­rüs­tung auf Kom­pa­nie- und Abtei­lungs­ebe­ne hät­te über­prü­fen kön­nen, wur­de im April 1926 in Schle­si­en die ers­te - vom Chef der Hee­res­lei­tung, Gene­ral­oberst v. Seeckt, gelei­te­te - Stabs- und Nach­rich­ten-Rah­men­übung der Reichs­wehr durch­ge­führt, um ihre Zusam­men­ar­beit mit den Stä­ben zu üben sowie ihre tak­ti­schen Ein­satz­mög­lich­kei­ten zu erpro­ben und hier­aus ihre Ein­satz­prin­zi­pi­en abzu­lei­ten.
Obwohl die­se Übung weni­ger der tech­ni­schen Über­prü­fung der Nach­rich­ten­mit­tel dien­te, ende­te sie jedoch mit einem wenig schmei­chel­haf­ten Urteil über die Nach­rich­ten­trup­pe: Vie­ler­orts hat­te das Kabel­ma­te­ri­al ver­sagt und die über­al­ter­ten Funk­ge­rä­te noch aus dem 1. Welt­krieg genüg­ten in kei­ner Wei­se den tak­ti­schen Anfor­de­run­gen. Letzt­lich aber gab die Übung den Anstoß zu umfas­sen­den Ver­än­de­run­gen der Aus­rüs­tung (sie­he Post 17) und zu der Ent­schei­dung, Übun­gen die­ser Art zur Über­prü­fung der Leis­tungs­fä­hig­keit der Nach­rich­ten­trup­pe jähr­lich durch­zu­füh­ren.

Als Ein­satz­prin­zi­pi­en wur­den bis Anfang der 1930-er Jah­re aus den ers­ten Stabs- und Nach­rich­ten-Rah­men­übun­gen der Bau von Fern­sprech-Stamm­lei­tun­gen (kei­ne Fern­schreib­ver­bin­dun­gen bis Ende der 1929-er Jah­re !)

  • aus schwe­rem und leich­tem Feld­ka­bel auf Divi­si­ons- bis Kom­pa­nie-/Batt­te­rie-Ebe­ne, 
  • aus schwe­rem Feld­ka­bel zwi­schen den Divi­si­ons­stä­ben und zu den Korps­stä­ben, 
  • als Blank­draht­lei­tun­gen zwi­schen den Korps­stä­ben und den Armee­ober­kom­man­dos 

sowie von Gefechts-/Ge­fechts­stand­net­zen und der über­schla­gen­de Ein­satz von Funk­stel­len abge­lei­tet, wobei man zu Funk­ver­bin­dun­gen eine eher abwar­ten­de Hal­tung ein­nahm. Ledig­lich der dama­li­ge Major Erich Fell­gie­bel ent­wi­ckel­te 1929 im Hin­blick auf die Ein­füh­rung von Kurz­wel­len­funk­ge­rä­ten ver­bun­den mit ihrer Ver­klei­ne­rung und der ihrer Anten­nen ers­te Über­le­gun­gen zum Ein­satz von Funk­zen­tra­len ana­log zu Fern­sprech­zen­tra­len.
Dabei soll­te das Fern­sprech­netz inner­halb einer Divi­si­on im engen Zusam­men­wir­ken der Divi­si­ons-Nach­rich­ten­ab­tei­lung (Div­Nach­rAbt) sowie der Trup­pen­nach­rich­ten-Teil­ein­hei­ten der Regimenter/Bataillone (Rgt/Btl) ein­ge­rich­tet und betrie­ben wer­den. Da letz­te­re aber frie­dens­mä­ßig nicht vor­han­den waren, muss­te für alle Übun­gen und Manö­vern durch Bil­dung von Trup­pen­nach­rich­ten­trupps/-zügen aus Per­so­nal der Div­Nach­rAbt und der Rgt/Btl impro­vi­siert wer­den, die mit ein­ge­la­ger­ten Nach­rich­ten­mit­teln aus den Nach­rich­ten­ge­rä­te­sät­zen aus­ge­stat­tet wur­den.

Ein­satz­sche­ma beim Auf­bau des Fern­sprech­net­zes inner­halb einer Divi­si­on

Ab 1929 wur­den nach Ein­füh­rung ers­ter Kurz­wel­len-Funk­ge­rä­te (sie­he Post 17) auch spe­zi­el­le Funk­übun­gen durch­ge­führt – so z.B. 1932 zur Füh­rung einer Hee­res­grup­pe mit­tels moder­ner Nach­rich­ten­mit­tel.

Ab 1933 wur­den die Stabs- und Nach­rich­ten-Rah­men­übun­gen durch den dama­li­gen Chef des Sta­bes beim Inspek­teur der Nach­rTr, Oberst­leut­nant i.G. Erich Fell­gie­bel zur Ver­bes­se­rung der Füh­rungs­fä­hig­keit der Divi­si­ons- und Korps­stä­be wei­ter­ent­wi­ckelt, wobei er auch beson­de­ren Wert auf die Zusam­men­ar­beit mit den ter­ri­to­ri­al zustän­di­gen Reichs­post­di­rek­tio­nen[1] (RPD) leg­te. So übten z.B. im Juli 1936 die drei Div­Nach­rAbt 3, 13 und 23 gemein­sam die Sicher­stel­lung der Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen (Nach­rVbdg) der Stä­be des III. Armee­korps, wobei erst­mals die „Tele­gra­phen­be­voll­mäch­tig­ten“ (TBev) der ter­ri­to­ri­al zustän­di­gen RPD teil­nah­men. Seit­dem gehör­te min­des­tens eine Stabs- und Nach­rich­ten-Rah­men­übung zum Jah­res­aus­bil­dungs­pro­gramm jeder Nach­rAbt.

Dar­über hin­aus führ­te der dama­li­ge Oberst Fell­gie­bel als Inspek­teur der Nach­rTr ab 1934 zusätz­li­che, grund­sätz­lich jähr­li­che „Übungs­rei­sen der Nach­rTr“ zur Aus- und Wei­ter­bil­dung der Kom­man­deu­re der Nach­rTr ein, die einen beson­de­ren Stel­len­wert hat­ten. Schon die ers­te, 1932 durch­ge­führ­te der­ar­ti­ge „Übungs­rei­se“, an der auch die Offi­zie­re der Inspek­ti­on der Nach­rTr (In7) im Reichs­wehr­mi­nis­te­ri­um teil­nah­men, hat­te die Orga­ni­sa­ti­on von Nach­rVbdg im grö­ße­ren ope­ra­ti­ven Rah­men von Korps und Armee zum Inhalt, wäh­rend es bis dahin nur die etwas ver­stärk­te Divi­si­on gewe­sen war. Auch an die­ser Kar­ten­übung nah­men die TBev meh­re­rer RPD teil, weil dabei die Nut­zung fes­ter Nach­rVbdg der Deut­schen Reichs­post (DRP) beson­ders geübt wur­de.
Die zwei­te, 1934 durch­ge­führ­te „Übungs­rei­se“ hat­te beson­de­re Bedeu­tung, da sie erst­mals der Aus- und Wei­ter­bil­dung der­je­ni­gen Nach­rich­ten­of­fi­zie­re dien­te, die im Mobil­ma­chungs­fall als Höhe­re Nach­rich­ten­füh­rer und Kom­man­deu­re von Nach­rich­ten­re­gi­men­tern vor­ge­se­hen waren. Zugleich wur­den die neu erar­bei­te­ten Kriegs­glie­de­run­gen eines Armee-Nach­rich­ten­re­gi­ments sowie der Korps- und Div­Nach­rAbt über­prüft, die in der Fol­ge in einer Rei­he von Punk­ten ange­passt wur­den.

Glie­de­rung des Armee-Nach­rich­ten­re­gi­ments

Die drit­te, 1935 durch­ge­führ­te „Übungs­rei­se“ nutz­te der dama­li­ge Oberst Fell­gie­bel in sei­ner neu­en Funk­ti­on als Inspek­teur der Nach­rTr (seit Okto­ber 1934) um den lei­ten­den Nach­rich­ten­of­fi­zie­ren sei­ne Vor­stel­lun­gen zur künf­ti­gen Orga­ni­sa­ti­on und Nut­zung des Funks zu ver­mit­teln. Dabei nah­men auch der Schutz der eige­nen Funk­ver­bin­dun­gen und die Auf­klä­rung des geg­ne­ri­schen Funk­ver­kehrs brei­ten Raum ein.
Die in 1936 durch­ge­führ­te „Übungs­rei­se“ stand ganz im Zei­chen der theo­re­ti­schen Erpro­bung der zur Füh­rung der Pan­zer­trup­pen erar­bei­te­ten Ein­satz­grund­sät­ze, wozu im Okto­ber 1934 und August 1935 zwei Ver­suchs­übun­gen zur Füh­rung einer Pan­zer­di­vi­si­on aus­schließ­lich mit den Funk­mit­teln einer Div­Nach­rAbt statt­ge­fun­den hat­ten. Neben den Kom­man­deu­ren der Korps- und Infan­te­rie-Div­Nach­rAbt sowie DRP-Beam­ten nah­men erst­mals auch die Kom­man­deu­re der drei Pan­zer-Nach­rAbt 37 — 39 der 1. — 3. Pan­zer­di­vi­si­on an die­ser Kar­ten­übung teil, die sich mit Sicher­stel­lung der Nach­rVbdg moto­ri­sier­ter und gepan­zer­ter Groß­ver­bän­de im Bewe­gungs­krieg sowie für das Zusam­men­wir­ken mit der Luft­waf­fe beschäf­tig­te.

Ab 1936 wur­den die neu auf­ge­stell­ten, mobil ein­setz­ba­ren Horch­kom­pa­nien auch zur Funk­über­wa­chung sowie zum Test der eige­nen Schlüs­sel- und Schlei­er­ver­fah­ren bei Manö­vern im Korps- und Armee­rah­men ein­ge­setzt, was u.a. zur Erkennt­nis führ­te, daß die Horch­kom­pa­nien durch die Auf­klä­rung des Funk­ver­kehrs auf Korps- und Armee-Ebe­ne bereits voll aus­ge­las­tet waren, wes­halb zur Auf­klä­rung des Funk­ver­kehrs auf Divi­si­ons­ebe­ne kei­ne Kapa­zi­tä­ten mehr ver­blie­ben.
Ande­rer­seits bewies 1936 eine Funk­übung der Pan­zer-Nach­rAbt 38 der in Auf­stel­lung befind­li­chen 2. Pan­zer­di­vi­si­on, bei der eine Horch­kom­pa­nie zur Funk­über­wa­chung ein­ge­setzt war, daß Hor­ch­auf­klä­rung auch auf tak­ti­scher Ebe­ne erfolg­reich sein konn­te, wenn sie gezielt hier­für genutzt wur­de.

Wäh­rend die „Übungs­rei­sen der Nach­rTr“ vor allem dem höhe­ren Offi­zier­korps der Nach­rTr fun­dier­te Kennt­nis­se über den zweck­mä­ßi­gen Ein­satz der Nach­rich­ten­mit­tel zur Sicher­stel­lung der Trup­pen­füh­rung ver­mit­tel­ten, fand die tat­säch­li­che Erpro­bung der Ein­satz­be­reit­schaft und Leis­tungs­fä­hig­keit der Nach­rTr jedoch ins­be­son­de­re bei den Nach­rich­ten-Rah­men­übun­gen mit „Rah­men­lei­tungs­grup­pen“ zur Dar­stel­lung der tak­ti­schen Stä­be statt. Wäh­rend die­ser Rah­men­übun­gen wur­den auch die bei den „Übungs­rei­sen“ gewon­ne­nen Erkennt­nis­se auf ihre prak­ti­sche Rea­li­sier­bar­keit über­prüft, der hohe Orga­ni­sa­ti­ons­auf­wand und die beträcht­li­chen Kos­ten lie­ßen jedoch nur alle zwei Jah­re die Durch­füh­rung sol­cher Groß­übun­gen zu. 
Die ers­te Nach­rich­ten-Rah­men­übung die­ser Art wur­de im August 1935 unter Lei­tung des Befehls­ha­bers des Grup­pen­kom­man­dos 1, Gene­ral der Infan­te­rie von Rund­stedt durch­ge­führt, wobei Erfah­run­gen mit der Bil­dung von Nach­rVbd gesam­melt wer­den soll­ten, an deren Mobil­ma­chung die DRP betei­ligt war. Im Mit­tel­punkt stand dabei die per­so­nel­le Auf­stel­lung eines Armee-Nach­rRgt aus jeweils 1/3 akti­vem Per­so­nal von Nach­rAbt, unge­dien­ten Reser­vis­ten und DRP-Per­so­nal. 

Kriegs­glie­de­rung eines Armee-Nach­rRgt – Stand: 01.01.1934

Dar­über hin­aus stell­te die DRP 73 Tele­gra­phen­bau-Kraft­wa­gen, sie­ben Ver­stär­ker-Kfz, 31 Pkw, 24 Anhän­ger und 200 km Feld­fern­ka­bel zur Ver­fü­gung. Das Armee-Nach­rRgt hat­te dabei aus­schließ­lich Feld­dau­er­li­ni­en mit 1,5‑mm-Bronze-Doppelleitungen an frei­ste­hen­den Gestän­gen zum Anschluß der Korps­ge­fechts­stän­de an die wäh­rend der Übung zwei­mal ihren Stand­ort wech­seln­de Armee-Ver­mitt­lung zu bau­en. Ins­ge­samt wur­den durch die­se ers­te Nach­rich­ten-Rah­men­übung die bestehen­den Män­gel und unge­lös­ten Pro­ble­me ins­be­son­de­re des mobil­ge­mach­ten Armee-Nach­rRgt scho­nungs­los auf­ge­deckt: Das aus Post-Bau­trupps zusam­men­ge­stell­te Armee-Nach­rRgt, wel­ches „post­mä­ßig“ Ver­bin­dun­gen bau­te, war im Ver­hal­ten moto­ri­sier­ter Ein­hei­ten im Gelän­de und Kolon­nen­ver­kehr nicht aus­ge­bil­det, was dazu führ­te, daß es zu einer Ansamm­lung von „Ver­kehrs­hin­der­nis­sen“ wur­de. 

Bau­trupp der DRP im Ein­satz

Wie 1914 zeig­te sich, daß ein Nach­rVbd, der nicht wenigs­tens „rah­men­mä­ßig“ bereits im Frie­den besteht und aus­ge­bil­det ist, beim ers­ten Ein­satz ver­sagt. Die hier­aus resul­tie­ren­de For­de­rung der Inspek­ti­on der Nach­rTr zur Auf­stel­lung geka­der­ter Nach­Rgt fand jedoch kei­ne Reso­nanz bei den zustän­di­gen Stel­len. Zumin­dest aber die Glie­de­rung des Armee-Nach­rRgt wur­de grund­le­gend geän­dert. 

Kriegs­glie­de­rung eines Armee-Nach­rRgt – Stand: 12.08.1935

Die zwei­te Nach­rich­ten-Rah­men­übung in 1937 soll­te die gewach­se­ne Mobil­ma­chungs- und Ein­satz­fä­hig­keit der Nach­rTr nach­wei­sen sowie zugleich eine weit­ge­hend wirk­lich­keits­na­he Vor­be­rei­tung auf das ers­te Wehr­macht­ma­nö­ver sein. Die Mobil­ma­chung des Armee-Nach­rRgt erfolg­te dies­mal ohne unge­dien­tes Per­so­nal und die DRP stell­te nun eine erheb­lich grö­ße­re Anzahl von nach­rich­ten­tech­ni­schen Bera­tern. Dar­über hin­aus wur­den eine ver­bes­ser­te nach­rich­ten­tech­ni­sche Sicher­stel­lung des Zusam­men­wir­kens zwi­schen Heer und Luft­waf­fe geübt sowie neue Nach­rich­ten­mit­tel wie z.B. Richt­funk­ge­rät, Fern­schreib­ver­mitt­lun­gen, ein 12-fach-Wech­sel­strom­te­le­gra­phie­ge­rät und ein Anschluß­ge­rät für die Fern­schreib­schlüs­sel­ma­schi­ne im prak­ti­schen Ein­satz erprobt.   

Wäh­rend die für 1937 geplan­te „Übungs­rei­se“ zuguns­ten der Nach­rich­ten-Rah­men­übung in Vor­be­rei­tung auf das ers­te Wehr­machts­ma­nö­ver abge­sagt wur­de, fand auch in 1938 die „Übungs­rei­se“ nur in ver­kürz­ter Form und aus­schließ­lich zur Aus­wer­tung der Erfah­run­gen aus dem Ein­satz der Kräf­te und Mit­tel der Hee­res-Nach­rTr sowie der DRP statt.
Die letz­te „Übungs­rei­se der Nach­rTr“ wur­de im Juni 1939 zur Aus- und Wei­ter­bil­dung der Offi­zie­re der Hee­res- und Wehr­machts-Nach­rich­ten­füh­rung sowie der Nach­rich­ten­kom­man­dan­tu­ren durch­ge­führt, wobei die wäh­rend des bevor­ste­hen­den Krie­ges zu erwar­ten­den Anfor­de­run­gen an das Hee­res­nach­rich­ten­we­sen und die DRP im Mit­tel­punkt stan­den.

Letzt­ma­lig fand eine Nach­rich­ten-Rah­men­übung im Juli 1939 mit fast der gesam­ten Nach­rTr statt, was in einer ver­deck­ten Mobil­ma­chung der für die höhe­ren Stä­be vor­ge­se­he­nen Nach­rich­ten­ver­bän­de mün­de­te, die auch nach Übungs­en­de bestehen blie­ben sowie für den bevor­ste­hen­den Angriff auf Polen ledig­lich umgrup­piert und per­so­nell wei­ter auf­ge­füllt wer­den muss­ten: So waren dadurch die Nach­rich­ten­re­gi­men­ter der Hee­res­grup­pen Nord und Süd sowie die Armee-Nach­rich­ten­re­gi­men­ter der 10. und 14. Armee bereits ab 4. August 1939 ein­satz­be­reit. 

Die Zusam­men­ar­beit der Nach­rTr mit der DRP begann nicht erst mit den Übun­gen in den 1930-er Jah­ren, son­dern bereits in den 1920-er Jah­ren: Bis August 1920 bestand auf­grund der posi­ti­ven Erfah­run­gen im 1. Welt­krieg sogar schon eine „Zen­tral­stel­le für Hee­res­nach­rich­ten­we­sen“ im Reichs­post­mi­nis­te­ri­um als Ver­bin­dungs­stel­le zwi­schen der Inspek­ti­on der Nach­rTr und der DRP, die dann aller­dings auf­grund der Bestim­mun­gen des Ver­sailler Ver­trags auf­ge­löst wer­den muss­te. In den Fol­ge­jah­ren beschränk­te sich die Zusam­men­ar­beit daher vor allem auf die nach­rich­ten­tech­ni­sche Sicher­stel­lung mili­tä­ri­scher Ein­sät­ze zur Nie­der­schla­gung inne­rer Unru­hen, wozu Mit­te 1922 eine Ver­ein­ba­rung getrof­fen wur­de, daß nach Ver­ein­ba­rung mit den zustän­di­gen Ober­post­di­rek­tio­nen das Lei­tungs­netz der Reichs­te­le­gra­phen­ver­wal­tung vor­über­ge­hend kos­ten­frei mit­be­nutzt wer­den durf­te, soweit des­sen Betrieb eine sol­che Mit­be­nut­zung zuließ – erst spä­ter wur­de die­se Rege­lung auch auf Übungs­zwe­cke und Manö­ver aus­ge­dehnt.

Erst ab 1927 gab es dann einen Ver­bin­dungs­of­fi­zier beim Reich­post­zen­tral­amt (u.a. 1928 — 1930 Oberst Ple­ger, bekannt­ge­wor­den als Vor­sit­zen­der des „Waf­fen­rings der Nach­rTr“ – dem Vor­läu­fer des Fern­mel­de­rings), das u.a. beim Bau von Nach­rich­ten­net­zen mit­wirk­te sowie für die tech­ni­sche Wei­ter­ent­wick­lung, Erpro­bung und Beschaf­fung von Nach­rich­ten­mit­teln für DRP und Nach­rTr zustän­dig war, ab 1933 auch einen wei­te­ren beim Reichs­post­mi­nis­te­ri­um. Dort war bereits 1932 ein Refe­rat für mili­tä­ri­sche Fra­gen ein­ge­rich­tet wor­den und bei jeder Ober­post­di­rek­ti­on war damit ein höhe­rer Beam­ter als „Tele­gra­phen­be­voll­mäch­tig­ter“ (TBev) zunächst in Neben­funk­ti­on, ab 1934 haupt­amt­lich beauf­tragt, der haupt­säch­lich für die Draht-Nach­rVbdg der Reichs­wehr zustän­dig war. 

Die Zusam­men­ar­beit der Nach­rTr mit der DRP beschränk­te sich aber nicht nur auf DRP-Unter­stüt­zung bei Übun­gen und Manö­vern der Reichs­wehr, son­dern umfass­te auch die gehei­men Mobil­ma­chungs­pla­nun­gen und ‑vor­be­rei­tun­gen der Reichs­wehr: So hat­te die DRP z.B. im Zuge der 1933 zuneh­men­den Span­nun­gen mit Polen, das zum offe­nen Bruch mit Deutsch­land trieb und am 6. März die vor Dan­zig gele­ge­ne Wes­ter­plat­te hat­te mili­tä­risch beset­zen las­sen, und die zu einer bewaff­ne­ten Aus­ein­an­der­set­zung füh­ren konn­ten sowie des bevor­ste­hen­den Aus­tritts Deutsch­lands aus dem Völ­ker­bund, der ggf. mili­tä­ri­sche Kon­se­quen­zen der Sie­ger­mäch­te zur Fol­ge haben konn­te, zwei Son­der­lei­tungs­net­ze zur nach­rich­ten­tech­ni­schen Sicher­stel­lung der am 25. Okto­ber 1933 in Kraft tre­ten­den „Wei­sung für die Wehr­macht im Fal­le von Sank­tio­nen“ bereit­zu­stel­len.

Son­der­lei­tungs­net­ze zur nach­rich­ten­tech­ni­schen Sicher­stel­lung im Fal­le von Sank­tio­nen

Die­se zwei Son­der­lei­tungs­net­ze soll­ten aus Fern­sprech- und Fern­schreib­lei­tun­gen bestehen sowie in zwei Schalt­va­ri­an­ten ent­spre­chend den sich aus der Lage­ent­wick­lung erge­ben­den Hand­lungs­schwer­punk­ten vor­be­rei­tet wer­den.
Im Wes­ten und Süden waren für die 5., 6. und 7. Divi­si­on die Frie­dens­stand­or­te als Basis für die in Betracht gezo­ge­ne hin­hal­ten­de Ver­tei­di­gung und deren nach­rich­ten­tech­ni­sche Sicher­stel­lung vor­ge­se­hen. Im Osten dage­gen soll­ten die 2., 3. und 4. Divi­si­on die Ver­tei­di­gung schon im Grenz­raum aktiv füh­ren. Dazu waren für die 2. Divi­si­on in Star­gard und für die 3. Divi­si­on in Sorau nach­rich­ten­tech­nisch vor­zu­be­rei­ten­de Gefechts­stän­de geplant. 


Quel­len:

Tafel 27, 28 und 32 der Bild­ta­fel­aus­stel­lung “Fern­mel­de­trup­pen – Ges­tern und heu­te”


Wei­te­re Quel­len und zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma:

  1. Recke, Hans-Joa­chim: Die Ent­wick­lung der Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­trup­pe, in: Anten­ne-Son­der­aus­ga­be „100 Jah­re Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 1999 – S. 6 ff.
  2. Fern­mel­de­trup­pe und Mili­tär auf der Sei­te von Oberst a.D. Mil. His­to­ri­ker Dipl. Ing.oec. Hans-Georg Kam­pe (†)
  3. Kam­pe, Hans-Georg: Die Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe der Wehr­macht 1935 — 1945, 1994 – S. 13 ff. und S. 51 ff.
  4. Heydorn, Vol­ker Det­lef: Nach­rich­ten­na­h­auf­klä­rung (Ost) und sowjet­rus­si­sches Hee­res­funk­we­sen bis 1945 – Ein­zel­schrif­ten zur mili­tä­ri­schen Geschich­te des Zwei­ten Welt­kriegs 28, Hrsg.: MGFA 1985 – S. 58 f.
  5. N., N.: Mili­tä­ri­sche Nut­zung der Fern­mel­de­net­ze der Deut­schen Reichs­post 1918 — 1945, in: Tele­gra­phen-/ Nach­rich­ten-/ Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 113 ff.

[1] Bezeich­nung seit 1. April 1934, bis dahin: Ober­post­di­rek­tio­nen (OPD)