Tafel 37 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute”

Nach Vor­stel­lung der Bild­ta­feln zum Nach­rich­ten-Bun­ker „Zep­pe­lin“ sowie zum Ein­satz der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe bei der Anne­xi­on von Öster­reich und der Tsche­cho­slo­wa­kei wird die Serie zu o.a. Bild­ta­fel­aus­stel­lung mit der Vor­stel­lung der Bild­ta­fel zur Mobil­ma­chung der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe für den Angriff auf Polen im Jahr 1939 fort­ge­setzt.   

Oberst a.D. Peter Uffel­mann

Vor­be­mer­kung:
Die aktu­el­len RICHTLINIEN ZUM TRADITIONSVERSTÄNDNIS UND ZUR TRADITIONSPFLEGE der Bun­des­wehr ent­hal­ten zum The­ma „Wehr­macht“ unter Nr. 3.4.1 u.a. fol­gen­de Klar­stel­lung, auf die auch hin­sicht­lich der Mobil­ma­chung der der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe für den Angriff auf Polen im Jahr 1939 hin­ge­wie­sen wer­den soll: „Der ver­bre­che­ri­sche NS-Staat kann Tra­di­ti­on nicht begrün­den. Für die Streit­kräf­te eines demo­kra­ti­schen Rechts­staa­tes ist die Wehr­macht als Insti­tu­ti­on nicht tra­di­ti­ons­wür­dig. Glei­ches gilt für ihre Trup­pen­ver­bän­de sowie Orga­ni­sa­tio­nen, die Mili­tär­ver­wal­tung und den Rüs­tungs­be­reich.“

Nach­dem Mit­te März 1939 die Wehr­macht die ver­blie­be­nen tsche­chi­schen Gebie­te mili­tä­risch besetzt und der neue Slo­wa­ki­sche Staat sich „unter deut­schen Schutz“ gestellt hat­te, began­nen bereits ab Ende März die deut­schen Pla­nun­gen für einen Angriff auf Polen.
Der am 1. März 1939 in Kraft getre­te­ne Mobil­ma­chungs­plan sah dafür u.a. die Mobil­ma­chung bzw. Auf­stel­lung fol­gen­der Ver­bän­de der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe vor:

  • ein Füh­rungs-Nach­rich­ten-Regi­ment (FüNach­rRgt);
  • 10 Hee­res­grup­pen- bzw. Armee-Nach­rich­ten-Regi­men­ter (HGr-/Ar­mee-Nach­rRgt);
  • 23 Korps-Nach­rich­ten-Abtei­lun­gen (Korps-Nach­rAbt);
  • 102 Divi­si­ons-Nach­rich­ten-Abtei­lun­gen (Div­Nach­rAbt).

Die Gesamt-Per­so­nal­stär­ke der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe (HNach­rTr) nach Mobil­ma­chung soll­te 4.018/18.907/101.213//124.138 + 1.247 Beam­te umfas­sen, davon 97.029 im Feld- und 28.365 im Ersatz­heer. Im Ver­gleich zur Tele­gra­phen­trup­pe bei Beginn des Ers­ten Welt­kriegs mit einer Per­so­nal­stär­ke von 25.800 nach Mobil­ma­chung war das etwa der fünf­fa­che Per­so­nal­um­fang, was die zwi­schen­zeit­lich gewon­ne­ne Bedeu­tung der HNach­rTr unter­streicht.

Schon vor der for­mel­len Mobil­ma­chung ab Ende August fan­den zur Mobil­ma­chung bzw. Auf­stel­lung der o.a. Ver­bän­de der HNach­rTr ab Ende Mai 1939 soge­nann­te „Auf­stel­lungs­übun­gen“ zur Bil­dung kriegs­star­ker Übungs­ver­bän­de statt, ab Ende Juni zudem vier­mal soge­nann­te „Schanz­übun­gen an der Ost­gren­ze“ mit jeweils acht Infan­te­rie­di­vi­sio­nen. Ein Bestand­teil die­ser „Schanz­übun­gen“ waren spe­zi­el­le Nach­rich­ten­übun­gen, wäh­rend der die Div­Nach­rAbt in den geplan­ten Bereit­stel­lungs­räu­men ihrer Divi­sio­nen wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen für den beab­sich­tig­ten Angriff auf Polen zu schaf­fen hat­ten, wobei u.a. auch alle über die Gren­ze füh­ren­den Fern­sprech­lei­tun­gen in enger Zusam­men­ar­beit mit der Deut­schen Reichs­post (DRP) zu unter­bin­den waren.
Die Nach­rich­ten-Rah­men­übung im Juli 1939 mit fast der gesam­ten HNach­rTr dien­te eben­falls ihrer ver­deck­ten Mobil­ma­chung, ins­be­son­de­re der für die höhe­ren Stä­be vor­ge­se­he­nen Nach­rich­ten­ver­bän­de, die auch nach Übungs­en­de bestehen blie­ben sowie für den bevor­ste­hen­den Angriff auf Polen ledig­lich umgrup­piert und per­so­nell wei­ter auf­ge­füllt wer­den muss­ten: So waren dadurch die Nach­rRgt der Hee­res­grup­pen Nord und Süd sowie die Armee-Nach­rRgt der 10. und 14. Armee bereits ab 4. August 1939 ein­satz­be­reit.

Die ab Anfang August ins­ge­samt begon­ne­ne getarn­te Mobil­ma­chung der HNach­rTr hat­te zur Fol­ge, daß zum Zeit­punkt ihrer for­mel­len Aus­lö­sung am 25. August 1939 bereits 53 Divi­si­ons-Nach­rich­ten-Trup­pen­tei­le der 1. Wel­le

  • 35 Nach­rAbt der Infan­te­rie-Divi­sio­nen der 1. Wel­le;
  • 10 Nach­rAbt der moto­ri­sier­ten Infan­te­rie- und Pan­zer-Divi­sio­nen;
  • drei Gebirgs-Nach­rAbt der Gebirgs-Divi­sio­nen;
  • fünf gemisch­te Nach­rich­ten­kom­pa­nien der leich­ten Divi­sio­nen und der Kaval­le­rie-Bri­ga­de  

sowie 19 Nach­rAbt der Infan­te­rie-Divi­sio­nen der 2. Wel­le ver­wen­dungs­be­reit zur Ver­fü­gung stan­den. Die übri­gen 35 Nach­rAbt der Infan­te­rie-Divi­sio­nen der 3. und 4. Wel­le been­de­ten ihre Mobil­ma­chung bis zum 31. August.

Wäh­rend sich die Mobil­ma­chung der akti­ven Div­Nach­rAbt der 1. Wel­le im All­ge­mei­nen nur auf per­so­nel­le und mate­ri­el­le Ver­än­de­run­gen bzw. Auf­fül­lun­gen sowie auf Bil­dung der soge­nann­ten „Leich­ten Nach­rich­ten­ko­lon­nen“ für Nach­schub und Instand­set­zung von Nach­rich­ten-Mate­ri­al beschränk­te, waren alle Div­Nach­rAbt der 2. — 4. Wel­le neu auf­zu­stel­len.
Die Div­Nach­rAbt der 2. Wel­le, wel­che denen der 1. Wel­le per­so­nell und mate­ri­ell kaum nach­stan­den, wur­den aus Reser­vis­ten für die frü­he­ren Reser­ve­di­vi­sio­nen gebil­det. Dem­ge­gen­über hat­ten die Div­Nach­rAbt der 3. Wel­le Per­so­nal älte­rer Jahr­gän­ge sowie eine zum Teil ver­min­der­te und weni­ger moder­ne Aus­stat­tung an Nach­rich­ten­mit­teln. Da für die Div­Nach­rAbt der 4. Wel­le den akti­ven Nach­rich­ten­er­satz­kom­pa­nien das Stamm­per­so­nal und die Nach­rich­ten­aus­rüs­tung ent­nom­men wur­de, hat­ten die­se annä­hernd die Qua­li­tät der Div­Nach­rAbt der 2. Wel­le.

Divi­si­ons-Nach­rich­ten-Abtei­lun­gen (Kriegs­glie­de­rung; 1. Sep­tem­ber 1939)

Eine kriegs­star­ke Div­Nach­rAbt der 1. Wel­le hat­te eine Per­so­nal­stär­ke von 15 Offi­zie­ren sowie 458 Unter­of­fi­zie­ren und Mann­schaf­ten. Zu ihrer mate­ri­el­len Aus­stat­tung gehör­ten u.a. 78 Pkw und 25 Lkw bzw. Spe­zi­al-Kfz sowie 25 Krä­der. Die nur teil­mo­to­ri­sier­te Fern­sprech­kom­pa­nie hat­te noch 60 Zug- und Reit­pfer­de.
Die Nach­rAbt der moto­ri­sier­ten Infan­te­rie- und Pan­zer-Divi­sio­nen sowie der Gebirgs-Divi­sio­nen unter­schie­den sich von denen der Infan­te­rie-Divi­sio­nen in der Regel durch ihren Moto­ri­sie­rungs­grad und teil­wei­se in der Art ihrer mate­ri­el­len Aus­stat­tung.

Bei den Korps-Nach­rAbt waren die 19 vor­han­de­nen akti­ven mobil­zu­ma­chen und vier bzw. fünf wei­te­re auf­zu­stel­len.

Korps-Nach­rich­ten-Abtei­lung (Kriegs­glie­de­rung; 1. Sep­tem­ber 1939)

Die bei­den Feld­fern­ka­bel­bau­kom­pa­nien der voll­mo­to­ri­sier­ten Korps-Nach­rAbt (Per­so­nal­stär­ke: etwa 850) hat­ten die soge­nann­te „Korps-Stamm­lei­tung“ in Rich­tung des vor­ge­se­he­nen Stand­orts des Korps­ge­fechts­stands zu bau­en, in die wäh­rend des Vor­marschs in fest­ge­leg­ten Abstän­den „Mel­de­köp­fe“ bzw. Fern­sprech­ver­mitt­lun­gen ein­ge­fügt wur­den, bei denen sich u.a. auch die Div­Nach­rAbt mit ihren Fern­sprech­lei­tun­gen anschal­ten konn­ten.

Die Auf­stel­lung und Mobil­ma­chung der Armee- und Hee­res­grup­pen-Nach­rRgt wur­de in erheb­li­chen Maße davon beein­flußt, daß es auf­grund des dafür abge­lehn­ten Per­so­nal­be­darfs nicht gelun­gen war, auch nur geka­der­te Nach­rRgt für die Hee­res­grup­pen und Armeen auf­zu­stel­len. 
Nun führ­te das unzu­rei­chend ver­füg­ba­re Frie­dens-Stamm­per­so­nal dazu, daß ihr akti­ver Per­so­nal­an­teil im Mit­tel nur etwa 16% erreich­te und anfangs nicht alle Nach­rRgt über die fest­ge­leg­te Per­so­nal­stär­ke (52/247/1.838//2.137) sowie die vor­ge­se­he­ne Anzahl von Abtei­lungs­stä­ben und Kom­pa­nien ver­füg­ten – die hier­aus resul­tie­ren­den Pro­ble­me soll­ten zumin­dest in den ers­ten bei­den Wochen des Polen-Feld­zugs erheb­li­che Schwie­rig­kei­ten ver­ur­sa­chen.
Als eher nach­tei­lig soll­te es sich auch erwei­sen, daß die Regi­ments­kom­man­deu­re bei Kriegs­be­ginn zugleich auch die Armee- bzw. Hee­res­grup­pen-Nach­rich­ten­füh­rer, d.h. die Bera­ter der Ober­be­fehls­ha­ber bzw. Chefs der Stä­be in allen Fra­gen des Ein­sat­zes und der Tech­nik der Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen waren. 

Armee-/Hee­res­grup­pen-Nach­rRgt (Kriegs­glie­de­rung; 1. Sep­tem­ber 1939)

Die ins­ge­samt vier Fern­sprech-Bau­kom­pa­nien (spä­ter auch als leich­te „Blank­draht-Kom­pa­nien bezeich­net) der voll­mo­to­ri­sier­ten Armee- bzw. Hee­res­grup­pen-Nach­rRgt soll­ten im über­schla­gen­dem Ein­satz und in Form einer weit­sprech­fä­hi­gen „Dreh­kreuz-Lei­tun­g/-Ach­se“ (sie­he Post 17) die soge­nann­te „Armee- bzw. Hee­res­grup­pen-Stamm­lei­tung“ in Rich­tung des vor­ge­se­he­nen Stand­orts des Armee- bzw. Hee­res­grup­pen­ge­fechts­stands bau­en. Hier­durch soll­te das gesam­te Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­netz eine zen­tra­le Ach­se erhal­ten, auf die sich alle Stä­be, Groß­ver­bän­de und Trup­pen­tei­le im Armee- bzw. Hee­res­grup­pen­be­reich abstüt­zen konn­ten. Die auf die­ser Ach­se lie­gen­den Durch­gangs- und Abzweig­ver­mitt­lun­gen wur­den durch die bei­den Fern­sprech-Betriebs­kom­pa­nien ein­ge­rich­tet und betrie­ben.

Die Auf­stel­lung und Mobil­ma­chung von FüNach­rRgt 40 ab 4. August 1939 litt ähn­lich wie die Armee- bzw. Hee­res­grup­pen-Nach­rRgt vor allem unter Man­gel an akti­vem Per­so­nal und unzu­rei­chen­der Per­so­nal­stär­ke, aber auch an unzu­rei­chen­der Aus­stat­tung mit spe­zi­el­lem Fern­ka­bel­ma­te­ri­al.
Bis zum 26. August soll­ten sei­ne zwei Nach­rAbt mit ins­ge­samt neun Kom­pa­nien auf­ge­stellt und mobil­ge­macht sein. Die I./FüNachrRgt 40 umfass­te dabei eine Funk­kom­pa­nie sowie je zwei Fern­sprech-Betriebs- und FFKb-Bau­kom­pa­nien, die II./FüNachrRgt 40 vier leich­te Blank­draht-Bau­kom­pa­nien.
Die Funk­kom­pa­nie sowie eine der Fern­sprech-Betriebs­kom­pa­nien wur­den bereits ab 9. August in Zos­sen zum Betrieb der Funk­zen­tra­le und der Fern­sprech-/-schreib-Ver­mitt­lung für das OKH ein­ge­setzt. Eine FFKb-Bau­kom­pa­nie mit neun FFKb-Bau­trupps wur­de ab Ende August der Korps-Nach­rAbt 62 des XVI. Moto­ri­sier­ten Armee­korps bei der 10. Armee im Schwer­punkt der HGr Süd unter­stellt. Die ver­blie­be­ne FFKb-Bau­kom­pa­nie wur­de ab 30. August zur Ver­län­ge­rung eines spe­zi­el­len Fern­ka­bels für den Anschluß des HGrOK­do Süd an sei­nem ers­ten geplan­ten Gefechts­stand in Polen bereit­ge­stellt.

Im Bereich des Horch­diens­tes bzw. der Funk­auf­klä­rung waren im Rah­men der Mobil­ma­chung nur per­so­nel­le Auf­fül­lun­gen der sie­ben akti­ven mobi­len Horch­kom­pa­nien, der sie­ben Fes­ten Hee­res-Horch­stel­len, der OKH-Horch­leit­stel­le mit Aus­wer­te­stel­le und Ent­zif­fe­rungs­grup­pe sowie der Aus­wer­te­stel­len bei den drei Hee­res­grup­pen und der Nah­auf­klä­rungs­zü­ge der Divi­sio­nen erfor­der­lich. Vier der mobi­len Horch­kom­pa­nien hat­ten im Übri­gen schon ab Anfang August 1939 die Funk­auf­klä­rung gegen Polen ergän­zend zu den in der „Ost-Auf­klä­rung“ ein­ge­setz­ten Fes­ten Horch­stel­len auf­ge­nom­men. Zum Aus­gleich even­tu­el­ler per­so­nel­ler Aus­fäl­le stand aller­dings nur eine ein­zi­ge Horch-Ersatz­kom­pa­nie zur Ver­fü­gung, die zudem nur eine Horch-Grund­aus­bil­dung durch­füh­ren konn­te.

Auf Ebe­ne des OKH wur­den im Rah­men der Mobil­ma­chung aus der Inspek­ti­on der Nach­rTr der Stab des Chefs des Hee­res­nach­rich­ten­we­sens (= Gen­Maj Fell­gie­bel, zugleich Chef der Wehr­machts-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen) und die Nach­rich­ten­trup­pen-Abtei­lung beim Befehls­ha­ber des Ersatz­hee­resgebil­det. Letz­te­rer unter­stan­den die bei den Stell­ver­tre­ten­den Gene­ral­kom­man­dos der Armee­korps auf­ge­stell­ten 16 Nach­rich­ten-Ersatz­ab­tei­lun­gen.
Die u.a. auch auf OKH-Ebe­ne auf­ge­stell­ten 11 Feld-Nach­rich­ten­kom­man­dan­tu­ren wur­den unmit­tel­bar nach ihrer Auf­stel­lung, aber erst ab Mit­te Sep­tem­ber den Hee­res­grup­pen und Armeen zuge­ord­net.

Zeit­lich par­al­lel zu o.a. Mobil­ma­chung bzw. Auf­stel­lung der Ver­bän­de der HNach­rTr begann die Deut­sche Reichs­post (DRP) nach Fina­li­sie­rung der Auf­marsch­pla­nung im Mai 1939 ab 20. Juni die Aus­pla­nung und Vor­be­rei­tung eines neu zu gestal­ten­den „Stö­rungs­net­zes (StöN) Her­mann“ an der deutsch-pol­ni­schen Gren­ze. 

„Stö­rungs­netz Her­mann“ für den Angriff auf Polen

Die­ses neue StöN „Her­mann“ bestand aus Direkt­ver­bin­dun­gen

  • vom Ober­kom­man­do des Hee­res (OKH) in Zos­sen („Zep­pe­lin“) bzw. Ohrd­ruf („Olga“) zu den
  • Hee­res­grup­pen­kom­man­dos (HGrK­do) Nord und Süd in Bad Polz­in/­Połc­zyn-Zdrój (West­pom­mern) bzw. Neiße/Nysa in Schle­si­en mit jeweils sechs Fern­sprech- sowie drei Fern­schreib­lei­tun­gen („6 F + 3 T“); 
  • fünf Armee­ober­kom­man­dos (AOK) in Mohrungen/Morąg (Ost­preu­ßen), Jastrow/Jastrowie (West­preu­ßen), Breslau/Wrocław und Oppeln/Opole in Schle­si­en sowie Neutitschein/Nový Jičín(Mährisch-Schlesien) mit jeweils vier Fern­sprech- sowie zwei Fern­schreib­lei­tun­gen („4 F + 2 T“)  
  • zwi­schen den bei­den HGrK­do bzw. ihren AOK mit jeweils zwei Fern­sprech- sowie zwei Fern­schreib­lei­tun­gen („2 F + 2 T“);
  • zwi­schen den AOK und ihren Korps mit jeweils zwei Fern­sprech­lei­tun­gen sowie einer Fern­schreib­lei­tung („2 F + 1T“).

Auf­fäl­lig ist dabei, daß zwi­schen den AOK der „Flü­gel­ar­meen“ der bei­den Hee­res­grup­pen – AOK 4 und AOK 8 – kei­ne direk­te Lei­tungs­ver­bin­dung bestand – ver­mut­lich auf­grund der anfangs gro­ßen räum­li­chen Ent­fer­nung zwi­schen den AOK, was sich jedoch spä­ter im Ver­lauf des Feld­zugs auf­grund der anfangs auch nicht zustan­de kom­men­den Funk­ver­bin­dung wäh­rend der Schlacht an der Bzu­ra noch nega­tiv aus­wir­ken soll­te.

Zusätz­lich ent­hielt das neue StöN „Her­mann“ auch noch alle – in o.a. Bild nicht dar­ge­stell­ten – Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen des Ober­kom­man­dos der Wehr­macht (OKW) sowie des Zusam­men­wir­kens mit Luft­waf­fe und Mari­ne – sie­he u.a. Bild der OKH-Füh­rungs­ver­bin­dun­gen.
Im Gegen­satz zur bis­he­ri­gen Pra­xis waren dabei die Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zu den HGrK­do und AOK noch ein zwei­tes Mal sepa­rat für das OKW bereit­zu­stel­len, um sei­ne direk­te Ein­fluß­nah­me auf deren Ober­be­fehls­ha­ber sicher­zu­stel­len.

Gleich­falls neu zu gestal­ten war das StöN „Dora“ an der deutsch-pol­ni­schen Gren­ze für die Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zwi­schen den AOK und ihren Divi­sio­nen sowie für deren Zusam­men­wir­ken. Dabei arbei­te­ten die DRP-Bau­trupps eng mit den Bau- und Betriebs­kräf­ten der betrof­fe­nen Korps- und Divi­si­ons-Nach­rAbt zusam­men.

Für die StöN „Otto­kar“ und „Georg“ an der deutsch-fran­zö­si­schen Gren­ze im Rah­men des dor­ti­gen Siche­rungs­auf­mar­sches der HGr C und ihrer drei Armeen waren dage­gen kei­ne grund­le­gen­den Ände­run­gen erfor­der­lich.

Die nach­fol­gen­den Bil­der zei­gen ins­ge­samt die räum­li­che Struk­tur der hee­res­in­ter­nen Draht-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen und eine sche­ma­ti­sche Dar­stel­lun­gen der OKH-Füh­rungs­ver­bin­dun­gen ab Ende August 1939.

Hee­res­in­ter­ne Draht-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen
OKH-Füh­rungs­ver­bin­dun­gen ab Ende August 1939

Am 15. August waren die nach­rich­ten­tech­ni­schen Vor­be­rei­tun­gen zur Schal­tung aller StöN für den Auf­marsch der Wehr­macht abge­schlos­sen, so daß ers­te StöN – z.B. „Hein­rich“ für die Hee­res-Funk­auf­klä­rung im Wes­ten und „Hek­tor“ für das Hee­res-Trans­port­we­sen – bereits ab 16. August begin­nend geschal­tet wer­den konn­ten – sie­he Lis­te auf Bild­ta­fel 38 links oben.
Am 21./22. August folg­te die Schal­tung des OKH-Füh­rungs­net­zes „Her­mann“ und am 23./24. August die des StöN „Otto­kar“.
Bis zum 23. August hat­te dabei die DRP 247 Fern­sprech- und 120 Fern­schreib­ver­bin­dun­gen für OKW, OKH, OKL und OKM bis zur Korp­s­ebe­ne geschal­tet und über­ge­ben.  

Ins­ge­samt ver­füg­te die Wehr­macht im Som­mer 1939 beim Auf­marsch gegen Polen mit den von der Deut­schen Reichs­post bereit­ge­stell­ten Lei­tun­gen der StöN sowie den zusätz­lich von der Trup­pe gebau­ten Feldkabel‑, Feld­fern­ka­bel- und Feld­dau­er­lei­tun­gen über ein Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­netz, das allen Anfor­de­run­gen ent­sprach. Sei­ne früh­zei­ti­ge Fer­tig­stel­lung ermög­lich­te nicht nur die sofor­ti­ge Ver­füg­bar­keit für die in ihren Bereit­stel­lungs­räu­men ein­tref­fen­den Stä­be und Groß­ver­bän­de, son­dern sein Funk­tio­nie­ren auch das Anhal­ten der Trup­pen­be­we­gun­gen von fünf schon mar­schie­ren­den Armeen in der Nacht vom 25. zum 26. August 1939, nach­dem der zunächst bereits für den Mor­gen des 26. August befoh­le­ne Angriff noch ein­mal durch Hit­ler ange­hal­ten wur­de. 
Für das Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­netz hat­te die­se Ent­schei­dung aller­dings erheb­li­che Aus­wir­kun­gen, da auf­grund von Umgrup­pie­run­gen zahl­rei­cher Groß­ver­bän­de in den Fol­ge­ta­gen fast 50% der schon bestehen­den Fern­sprech- und Fern­schreib­ver­bin­dun­gen umge­schal­tet wer­den muss­ten – bis zum 31. August war aber die vol­le Ein­satz­be­reit­schaft des Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­net­zes wie­der­her­ge­stellt.

Nur in weni­gen Jah­ren hat­te man seit 1933 die Nach­rich­ten­trup­pen kon­zep­tio­nell, orga­ni­sa­to­risch, per­so­nell sowie mate­ri­ell und tech­nisch kriegs­be­reit gemacht: Am 1. Sep­tem­ber 1939 begann der Zwei­te Welt­krieg mit dem Über­fall auf Polen – dies war der Anfang eines deut­schen Expansions‑, Raub- und Ver­nich­tungs­krie­ges, des­sen ver­bre­che­ri­sche Füh­rung gera­de auch durch das zuver­läs­si­ge Funk­tio­nie­ren der Nach­rich­ten­trup­pen und der durch sie sicher­ge­stell­ten Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen ermög­licht wur­de. 


Quel­le:

Tafel 37 der Bild­ta­fel­aus­stel­lung “Fern­mel­de­trup­pen – Ges­tern und heu­te”



Wei­te­re Quel­len und zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma:

  1. Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 225 ff.
  2. Ran­de­wig, Kuni­bert: 50 Jah­re Deut­sche Hee­res-Funk- und Nach­rich­ten­au­klä­rung – Ein Rück­blick im Jah­re 1964 auf ihre orga­ni­sa­to­ri­sche Ent­wick­lung von 1914 — 1945, in: Tele­gra­phen-/ Nach­rich­ten-/ Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 39 ff.
  3. Recke, Hans-Joa­chim: Die Ent­wick­lung der Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­trup­pe, in: Anten­ne-Son­der­aus­ga­be „100 Jah­re Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 1999 – S. 6 ff.
  4. Fern­mel­de­trup­pe und Mili­tär auf der Sei­te von Oberst a.D. Mil. His­to­ri­ker Dipl. Ing.oec. Hans-Georg Kam­pe (†)
  5. Kam­pe, Hans-Georg: Die Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe der Wehr­macht 1935 — 1945, 1994 – S. 92 ff.
  6. Ran­de­wig, Kuni­bert: Die Orga­ni­sa­ti­on der deut­schen Nach­rich­ten­auf­klä­rung 1918 — 1945, in: Praun, Albert: Eine Unter­su­chung über den Funk­dienst des rus­si­schen, bri­ti­schen und ame­ri­ka­ni­schen Hee­res im Zwei­ten Welt­krieg vom deut­schen Stand­punkt aus, unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung ihrer Sicher­heit; Neu­markt — St. Veit – 1950
  7. Heydorn, Vol­ker Det­lef: Nach­rich­ten­na­h­auf­klä­rung (Ost) und sowjet­rus­si­sches Hee­res­funk­we­sen bis 1945 – Ein­zel­schrif­ten zur mili­tä­ri­schen Geschich­te des Zwei­ten Welt­kriegs 28, Hrsg.: MGFA 1985 – S. 60 ff.

Ein­trag zu „FüNach­rRgt 40“ im „Lexi­kon der Wehr­macht“