Vorgeschichte zu Tafel 49 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute”

Nach Vor­stel­lung der Bild­ta­feln zur Nach­rich­ten­trup­pe in der Kaser­nier­ten Volks­po­li­zei (1948 — 1956) und in der Natio­na­len Volks­ar­mee (1956 — 1990) der DDR wird die Serie zu o.a. Bild­ta­fel­aus­stel­lung mit der Vor­ge­schich­te zur Auf­stel­lung der Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res in der Bun­des­wehr im Zeit­raum 1950 — 1956 fort­ge­setzt.  

Oberst a.D. Peter Uffel­mann

Auch in den west­li­chen Besat­zungs­zo­nen von Deutsch­land fan­den schon rela­tiv früh­zei­tig nach 1945 wie­der ein­zel­ne ehe­ma­li­ge Stabs­of­fi­zie­re der frü­he­ren Wehr­machts-Nach­rich­ten­trup­pe eine ent­spre­chen­de fach­li­che Ver­wen­dung: So war Oberst a.D. Johan­nes Bay­er der ers­te frü­he­re Nach­rich­ten­of­fi­zier, der ab Ende Mai 1950 als Fach­mann auf dem Gebiet des „Nach­rich­ten­we­sens“ bei dem „Stän­di­gen Bera­ter in Mili­tär- und Sicher­heits­fra­gen“ im Bun­des­kanz­ler­amt, Gene­ral der Pan­zer­trup­pe (GenPzTr) a.D. Ger­hard Graf von Schwe­rin in der „Dienst­stel­le Schwe­rin“ – Tarn­be­zeich­nung: „Zen­tra­le für Hei­mat­dienst“ (ZfH) – mit­ar­bei­te­te, wel­cher durch den dama­li­gen Bun­des­kanz­ler Dr. Kon­rad Ade­nau­er im Gehei­men mit der Pla­nung einer „mobi­len Bun­des­gen­dar­me­rie“ 1, mit der Bear­bei­tung von Fra­gen der Sicher­heit der Behör­den des Bun­des und der Län­der sowie mit der Vor­be­rei­tung der Exper­ten­kon­fe­renz ehe­ma­li­ger hoch­ran­gi­ger Wehr­machts­an­ge­hö­ri­ger in Him­merod 2 (5. — 9. Okto­ber 1950) beauf­tragt war.

Nach Ent­las­sung von GenPzTr a.D. Graf von Schwe­rin und Auf­lö­sung der „Dienst­stel­le Schwe­rin“ bereits Ende Okto­ber 1950 3 wech­sel­te Oberst a.D. Bay­er wenig spä­ter in das neue „Amt Blank“, die Dienst­stel­le des „Beauf­trag­ten des Bun­des­kanz­lers für die mit der Ver­meh­rung der alli­ier­ten Trup­pen zusam­men­hän­gen­den Fra­gen“ 4 MdB Theo­dor Blank, wel­che die Pla­nun­gen zur Wie­der­be­waff­nung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land wei­ter­führ­te.
Dort waren schon ein wei­te­rer ehe­ma­li­ger Offi­zier und ein ehe­ma­li­ger Beam­ter der frü­he­ren Nach­rich­ten­trup­pe tätig, zu denen spä­ter noch wei­te­re zwölf ehe­ma­li­ge Offi­zie­re auch aus Luft­waf­fe und Mari­ne stie­ßen – u.a. der spä­te­re Bri­ga­de­ge­ne­ral (Brig­Gen) August Fre­de, ab 1956 ers­ter Kom­man­deur der dama­li­gen Fern­mel­de­schu­le, Oberst a.D. Rolf Göh­ring, ab 1961 ers­ter Vor­sit­zen­der des Fern­mel­de­rings e.V., der spä­te­re Gene­ral­leut­nant Gus­tav-Adolf Kunt­zen, 1960 — 1962 ers­ter Gene­ral der Füh­rungs­trup­pen und zugleich Inspi­zi­ent der Fern­mel­de­trup­pe im dama­li­gen Hee­res­amt sowie 1964 — 1967 ers­ter Stell­ver­tre­ten­der Gene­ral­inspek­teur der Bun­des­wehr, und der spä­te­re Brig­Gen Theo­dor Poretsch­kin, 1966 — 1970 Kom­man­deur der dama­li­gen Füh­rungs­fern­mel­de­bri­ga­de 700.

Ers­te Auf­ga­be die­ser ehe­ma­li­gen Offi­zie­re bzw. Beam­ten der frü­he­ren Nach­rich­ten­trup­pe 5 im „Amt Blank“ war es vor­erst, sich mit der Pro­ble­ma­tik ihrer neu­en Ver­wen­dun­gen ver­traut zu machen sowie Unter­la­gen und Vor­schrif­ten der frü­he­ren Nach­rich­ten­trup­pe sowie ent­spre­chen­de Doku­men­te der zukünf­ti­gen Bünd­nis­part­ner zu beschaf­fen und aus­zu­wer­ten. Dar­über hin­aus wer­den sie ver­mut­lich auch ers­te Über­le­gun­gen zum Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­darf des in der „Him­mero­der Denk­schrift“ kon­zi­pier­ten „deut­schen Kon­tin­gents im Rah­men einer über­na­tio­na­len Streit­macht zur Ver­tei­di­gung West­eu­ro­pas“ 6 ange­stellt haben.

Die Aus­wer­tung der Unter­la­gen und Vor­schrif­ten der zukünf­ti­gen Bünd­nis­part­ner führ­te im Übri­gen zu einer Anglei­chung der deut­schen Ter­mi­no­lo­gie im Bereich des frü­he­ren „Nach­rich­ten­we­sens“: So ori­en­tier­te man sich offen­sicht­lich an dem fran­zö­si­schen Begriff „Telé­com­mu­ni­ca­ti­ons“, aus dem der neue deut­sche Begriff „Fern­mel­de­we­sen“ 7 abge­lei­tet wur­de – ver­mut­lich auch, um Ver­wech­se­lun­gen mit dem mili­tä­ri­schen „Nach­rich­ten­dienst“, dem zukünf­ti­gen „Mili­tä­ri­schen Nach­rich­ten­we­sen“ zu ver­mei­den.  inso­fern wur­den im Wei­te­ren eben­falls die Begrif­fe “Fern­mel­de­trup­pe” sowie “Fern­mel­de­dienst” ein­ge­führt und ver­wen­det.
An die­ser neu­en Ter­mi­no­lo­gie ori­en­tier­te sich offen­sicht­lich auch der ab März 1951 auf­ge­stell­te, para­mi­li­tä­risch orga­ni­sier­te und bewaff­ne­te dama­li­ge Bun­des­grenz­schutz (BGS), der in sei­nen vier Grenz­schutz­kom­man­dos Süd, Mit­te, Nord und Küs­te über je eine Fern­mel­de-Hun­dert­schaft 9, je einen Fern­mel­de­zug in sei­nen 21 Grenz­schutz­ab­tei­lun­gen und eine Füh­rungs­fern­mel­de­ein­heit in Bonn ver­füg­te, wel­che eben­falls ehe­ma­li­gen Ange­hö­ri­gen der frü­he­ren Nach­rich­ten­trup­pe neue fach­li­che Ver­wen­dungs­mög­lich­kei­ten boten. 

Nach­dem im Zuge der Dis­kus­si­on und Ver­hand­lun­gen über eine west­deut­sche Wie­der­be­waff­nung zunächst Ende Mai 1952 der Ver­trag über die Euro­päi­sche Ver­tei­di­gungs­ge­mein­schaft (EVG) 10 unter­zeich­net wor­den war, wur­de Anfang Juli 1952 ein „Deut­scher mili­tä­ri­scher Bera­ter­stab für Fra­gen der EVG“ 11 nach Paris ent­sandt, dem als Gut­ach­ter für Fra­gen des Fern­mel­de­we­sens vier der o.a. ehe­ma­li­gen Offi­zie­re der frü­he­ren Nach­rich­ten­trup­pe ange­hör­ten – u.a. Oberst a.D. Bay­er und der dama­li­ge Major a.D. Poretsch­kin, wel­cher aller­dings schon ab Juli 1953 als Lei­ter des neu­en Fern­mel­de­re­fe­rats in die Per­so­nal­ab­tei­lung des „Amts Blank“ ver­setzt wur­de.
Die Ange­hö­ri­gen die­ses Bera­ter­stabs wur­den in die bereits bestehen­den Ver­hand­lungs­gre­mi­en der in der EVG ver­tre­te­nen Natio­nen ein­ge­glie­dert, und so fan­den sich die vier deut­schen ehe­ma­li­gen Nach­rich­ten­of­fi­zie­re in der „Sec­tion Transmission/Telécommunications“ wie­der, deren Auf­ga­be es war, Pro­ble­me der Fern­mel­de­tech­nik, der Aus­stat­tung mit Fern­mel­de­ge­rä­ten, der Orga­ni­sa­ti­on und Aus­bil­dung sowie Per­so­nal- und Lauf­bahn­fra­gen im Rah­men eines Fern­mel­de­ba­tail­lons einer mul­ti­na­tio­na­len Divi­si­on der Land­streit­kräf­te zu dis­ku­tie­ren.

Die­se Auf­ga­be war aller­dings eine ande­re, als die deut­schen ehe­ma­li­gen Nach­rich­ten­of­fi­zie­re erwar­tet hat­ten, deren Bild von Fern­mel­de­we­sen, ‑dienst und ‑trup­pe durch die frü­he­re Nach­rich­ten­trup­pe der Wehr­macht geprägt war, aber ihre Ver­hand­lungs­part­ner waren nun euro­päi­sche Fern­mel­de­of­fi­zie­re, die ihre Fern­mel­de­ver­bän­de anders geführt und ein­ge­setzt hat­ten, als dies in der Wehr­macht erfolg­te. So waren ihre Stä­be damals nach den Füh­rungs­grund­ge­bie­ten 1 bis 4 sowie in Spe­zi­al­stä­be – u.a. auch für Fern­mel­de­we­sen – geglie­dert und kann­ten zum Teil kei­ne Fern­mel­de­füh­rer mit selb­stän­di­ger Befehls­be­fug­nis, d.h.: Füh­rung und Ein­satz der Fern­mel­de­ver­bän­de wur­de durch den G3 bzw. G2 (Fern­mel­de- und Elek­tro­ni­sche Auf­klä­rung) sowie ihre Ver­sor­gung durch den G4 geplant und gere­gelt, wäh­rend der „Spe­zi­al­stab Fern­mel­de­we­sen“ nur für die rein fach­spe­zi­fi­schen Auf­ga­ben zustän­dig und ver­ant­wort­lich war.
Inso­fern war es gar nicht mög­lich, daß die deut­schen Ver­tre­ter in der „Sec­tion Transmission/Telécommunications“ Fra­gen der Füh­rung und des Ein­sat­zes der Fern­mel­de­ver­bän­de auf die Tages­ord­nung der Bespre­chun­gen brin­gen konn­ten, wäh­rend in ande­ren EVG-Ver­hand­lungs­gre­mi­en mili­tä­ri­sche Grund­satz­for­de­run­gen für das EVG-Fern­mel­de­we­sen auch nicht gestellt wer­den konn­ten, weil auch die­se hier­für nicht zustän­dig waren.

Wäh­rend­des­sen hat­te sich die in Bonn ver­blie­be­ne Grup­pe der ehe­ma­li­gen Nach­rich­ten­of­fi­zie­re im „Amt Blank“ kon­so­li­diert und den dor­ti­gen Gege­ben­hei­ten ange­paßt: Sie waren nun in der Unter­ab­tei­lung „II/Planung“ in Pla­nungs­grup­pen für das Fern­mel­de­we­sen der Gesamt- sowie Teil­streit­kräf­te zusam­men­ge­fasst und umfass­ten im Ein­zel­nen in der zwei­ten Jah­res­hälf­te 1953 fünf ehe­ma­li­ge Hee­res­an­ge­hö­ri­ge in der Pla­nungs­grup­pe für das Fern­mel­de­we­sen der Gesamt­streit­kräf­te, drei ehe­ma­li­ge Hee­res­an­ge­hö­ri­ge in der Pla­nungs­grup­pe für das Fern­mel­de­we­sen des Hee­res, zwei ehe­ma­li­ge Luft­waf­fen­an­ge­hö­ri­ge in der Pla­nungs­grup­pe für das Fern­mel­de­we­sen der Luft­waf­fe sowie einen ehe­ma­li­gen Mari­ne­an­ge­hö­ri­gen in der Pla­nungs­grup­pe für das Fern­mel­de­we­sen der Mari­ne.

Nach der Ableh­nung der Rati­fi­zie­rung des EVG-Ver­tra­ges durch die fran­zö­si­sche Natio­nal­ver­samm­lung Ende August 1954, begann nach Unter­zeich­nung der „Pari­ser Ver­trä­ge“ schon Ende Okto­ber 1954 und der Auf­nah­me der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land in die NATO Anfang Mai 1955 ein neu­er Abschnitt auch in der Vor­ge­schich­te der Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res in der Bun­des­wehr 12: Nun ging es nicht mehr dar­um, deut­sche Fern­mel­de­sol­da­ten und ‑trup­pen­tei­le in eine mul­ti­na­tio­na­le Divi­si­on der Land­streit­kräf­te zu inte­grie­ren, son­dern es waren rein deut­sche Fern­mel­de­trup­pen­tei­le in deut­sche Divi­sio­nen ein­zu­glie­dern, die ver­meint­lich auch nur nach bis­he­ri­gen deut­schen Ansich­ten und Grund­sät­zen aus­ge­plant wer­den konn­ten.

Zunächst aber tra­ten Ende Juli 1955 – als sicht­ba­res Zei­chen, daß die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land nun gleich­be­rech­tig­tes NATO-Mit­glied war – zwei der ehe­ma­li­gen Nach­rich­ten­of­fi­zie­re aus dem „Amt Blank“ – bis Novem­ber zunächst noch als Zivil­an­ge­stell­te – ihren Dienst bei NATO-Dienst­stel­len an: Oberst a.D. Bay­er in der „Signal Divi­si­on“ beim Supre­me Head­quar­ters Allied Powers Euro­pe (SHAPE) und Oberst a.D. Göh­ring in der „Signal Divi­si­on“ beim Head­quar­ters Allied Forces Cen­tral Euro­pe (AFCENT).

Im „Amt Blank“ dage­gen began­nen sowohl in der Pla­nungs­grup­pe für das Fern­mel­de­we­sen der Gesamt­streit­kräf­te, die Anfang Novem­ber 1955 in Unter­ab­tei­lung „IV/F“ (= Streitkräfte/Fernmeldewesen) umbe­nannt wur­de, als auch bei den Bear­bei­tern für Fern­mel­de­we­sen in den Pla­nungs­grup­pen für die Teil­streit­kräf­te hek­ti­sche Akti­vi­tä­ten, denn die Auf­stel­lung deut­scher Divi­sio­nen soll­te bereits im Jahr 1956 begin­nen: Man hat­te also nur ca. ein hal­bes, bes­ten­falls ein Jahr Zeit, die per­so­nel­len, mate­ri­el­len und orga­ni­sa­to­ri­schen Grund­la­gen für eine neue deut­sche Fern­mel­de­trup­pe zu schaf­fen – „Vor­gän­ge“ dafür gab es jedoch nicht.
Dabei war zuerst der Auf­trag die­ser neu­en deut­schen Fern­mel­de­trup­pe zu klä­ren, d.h. wel­che ope­ra­ti­ven bzw. tak­ti­schen For­de­run­gen an die Fern­mel­de­trup­pe zu stel­len waren, um im Sin­ne der Füh­rung tätig wer­den zu kön­nen: Einen sol­chen Auf­trag hat es jedoch damals nicht gege­ben 13 – die Grund­la­gen für eine neue deut­sche Fern­mel­de­trup­pe muß­ten also aus eige­nem Ent­schluß gemäß den Leit­li­ni­en für einen Ver­tei­di­gungs­krieg im eige­nen Land bei beweg­li­cher Gefechts­füh­rung sowie gemäß dem Bedarf sowohl an Fern­mel­de­trup­pen­tei­len für die Groß­ver­bän­de, als auch Trup­pen­fern­mel­de­teil­ein­hei­ten für die Ver­bän­de ande­rer Trup­pen­gat­tun­gen geschaf­fen wer­den.
Die Hoff­nung aber, die­se hier­bei nur nach bis­he­ri­gen deut­schen Ansich­ten und Grund­sät­zen aus­pla­nen zu kön­nen, fand rasch ihre Gren­zen in drei gra­vie­ren­den Rah­men­be­din­gun­gen, die unab­än­der­lich waren und einen har­ten Kon­trast zu Vie­lem bil­de­ten, was man aus der frü­he­ren Wehr­macht und Nach­rich­ten­trup­pe kann­te:

  1. Die Stäbe wur­den gemäß US-Vor­bild nach den Füh­rungs­grund­ge­bie­ten 1 bis 4 sowie in Spe­zi­al­stä­be – u.a. auch für Fern­mel­de­we­sen – geglie­dert
  2. Die USA sag­ten zu, daß US-Fern­mel­de­ge­rät für die Aus­stat­tung der deut­schen Fern­mel­de­trup­pen­tei­le und Trup­pen­fern­mel­de­teil­ein­hei­ten vor­erst kos­ten­los 14 und unver­züg­lichzur Ver­fü­gung gestellt wür­de.
  3. Kei­ne Aus­stat­tung mehr mit spe­zi­el­len Fern­mel­de-Kraft­fahr­zeu­gen. 

Damit jedoch waren wesent­li­che Grund­la­gen für Orga­ni­sa­ti­on und mate­ri­el­le Aus­stat­tung sowie auch für Füh­rung und Ein­satz der Fern­mel­de­trup­pe sowie des Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­diens­tes bereits vor­ab fest­ge­legt: Art und Mobi­li­tät der Fern­mel­de­mit­tel sowie die Anzahl der Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen – und damit der Fern­mel­de­ein­satz – waren durch die vor­ge­se­he­ne Aus­stat­tung mit US-Fern­mel­de­ge­rät vor­ge­ge­ben – auch mit dem fest­ste­hen­den Fre­quenz­be­reich der US-Funk­ge­rä­te muß­te man sich abfin­den, selbst wenn dadurch ihr Ein­satz im mit­tel­eu­ro­päi­schen Bereich Schwie­rig­kei­ten ver­ur­sach­te. 
Auch die Glie­de­rung und der per­so­nel­le Umfang der Fern­mel­de­trup­pen­tei­le waren durch das US-Fern­mel­de­ge­rät schon weit­ge­hend vor­ge­zeich­net
Die Ver­sor­gung mit Fern­mel­de­mit­teln, d.h. ihre Instand­set­zung und ihr Nach­schub erfolg­ten grund­sätz­lich in quer­schnitt­li­cher Zustän­dig­keit und Ver­ant­wor­tung des Füh­rungs­grund­ge­biets 4 – wenn man dar­auf Ein­fluß neh­men woll­te, muß­ten also eige­ne Vor­stel­lun­gen zur Ver­sor­gung mit Fern­mel­de­mit­teln ent­wi­ckelt wer­den. 
Für die Nut­zung quer­schnitt­li­cher Kraft­fahr­zeu­ge in der Fern­mel­de­trup­pe waren Rüst­sät­ze zum Ein­bau des (US-) Fern­mel­de­ge­räts erfor­der­lich – die­se aber fehl­ten zunächst.
Übrig blieb im Wesent­li­chen also nur Fest­le­gung des per­so­nel­len Umfangs sowie der Grund­la­gen der Aus­bil­dung für Fern­mel­de­trup­pe und Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­dienstBestim­mung der Stand­or­te für die Fern­mel­de­trup­pen­tei­le sowie Ter­mi­nie­rung ihres Auf­stel­lungs­rhyth­mus und Mit­wir­kung an der orga­ni­sa­to­ri­schen Vor­be­rei­tung sowie Durch­füh­rung ihrer Auf­stel­lung und Aus­rüs­tung mit Fern­mel­de­ge­rät.

Selbst hier­für aber waren die bis­her nur drei o.a. ehe­ma­li­gen Hee­res­nach­rich­ten­of­fi­zie­re in der Pla­nungs­grup­pe für das Fern­mel­de­we­sen des Hee­res nicht aus­rei­chend, zumal ihre Anzahl erst ab Dezem­ber 1955 durch Ein­stel­lung wei­te­rer ehe­ma­li­ger Hee­res­nach­rich­ten­of­fi­zie­re erhöht wer­den konn­te. Dar­über hin­aus wur­de ihre Arbeit noch dadurch erschwert, daß sie Anfang 1956 in das in Köln neu auf­ge­stell­te Trup­pen­amt des Hee­res – das spä­te­re Hee­res­amt und heu­ti­ge Amt für Hee­res­ent­wick­lung – ein­ge­glie­dert und dort zu einer Abtei­lung „Fern­mel­de­trup­pe“ erwei­tert wur­den. Damit war die Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res – im Gegen­satz zu Luft­waf­fe und Mari­ne, die ihre Pla­nungs­grup­pen für das Fern­mel­de­we­sen in ihre Füh­rungs­stä­be im BMVg inte­grier­ten – zwei Jah­re bis Ende 1957 nicht mehr minis­te­ri­ell ver­tre­ten – erst dann gelang es, auch im Füh­rungs­stab des Hee­res ein Refe­rat „Fern­mel­de­we­sen“ zu eta­blie­ren. Bis dahin wur­den Fra­gen des Fern­mel­de­we­sens im Heer durch das Grund­satz­re­fe­rat „Füh­rung“ mit­be­ar­bei­tet, was aber kaum eine fach­ge­rech­te minis­te­ri­el­le Zusam­men­ar­beit im Bereich „Fernmeldewesen/Elektronische Kampf­füh­rung“ ermög­lich­te. 

Nach­dem im Som­mer 1955 der vor­läu­fi­ge per­so­nel­le Umfang des Hee­res und damit auch der Hee­res­di­vi­sio­nen fest­ge­legt wor­den war, zeich­ne­te sich die unge­fäh­re per­so­nel­le Stär­ke eines Divi­si­ons­fern­mel­de­ba­tail­lons soweit ab, daß mit der Erar­bei­tung der Stär­ke- und Aus­rüs­tungs­nach­wei­sung (STAN) – der heu­ti­gen SOLL-Orga­ni­sa­ti­on (SOLL-Org) – begon­nen wer­den konn­te, wobei man sich an der STAN eines US-Divi­si­ons­fern­mel­de­ba­tail­lons ori­en­tier­te, zumal die Aus­rüs­tung mit US-Fern­mel­de­ge­rät vor­ge­ge­ben war. Inso­fern wur­de die US-Glie­de­rung in eine Stabs- und Ver­sor­gungs­kom­pa­nie sowie eine Fern­sprech- und eine Funk­kom­pa­nie über­nom­men, was zudem auch im Wesent­li­chen deut­schen Kriegs­er­fah­run­gen ent­sprach.
Bei der per­so­nel­len Aus­pla­nung der ein­zel­nen Fern­mel­de-Teil­ein­hei­ten und ‑Trupps hielt man sich weit­ge­hend an das US-Vor­bild, wobei Fern­mel­de-Trupps, die nur in einem Expe­di­ti­ons­heer erfor­der­lich waren, weg­ge­las­sen wur­den.
Die Aus­pla­nung der mate­ri­el­len Aus­stat­tung der Fern­mel­de­ba­tail­lo­ne, aber auch der Teil­ein­hei­ten des Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­diens­tes erfor­der­te Eini­ges an Vor­ar­bei­ten: So muß­ten u.a. den US-Ver­sor­gungs­num­mern von US-Fern­mel­de­ge­rät deut­sche Pla­nungs­be­grif­fe sowie ‑num­mern zuge­ord­net wer­den und es muß­te über­legt wer­den, wel­ches Fm-Gerät der frü­he­ren Nach­rich­ten­trup­pe durch US-Fern­mel­de­ge­rät ersetzt wer­den konn­te und soll­te, was dann bei­des Ein­gang in die Mate­ri­al-STAN fand.

Aus­zug aus der Gegen­über­stel­lung von Wehr­machts- und US-Fern­mel­de­ge­rät,

Gra­phik: Quel­le 1, Anla­ge 1 – S. 246

Die Kraft­fahr­zeu­ge konn­ten dabei vor­erst nur nach genorm­ten Gewichts­klas­sen (0,25 to — 0,75 to — 1,5 to — 3 to — 5 to) aus­ge­plant wer­den, weil es eine Aus­stat­tung mit spe­zi­el­len Fern­mel­de-Kraft­fahr­zeu­gen nicht mehr geben soll­te. Dazu wur­de zunächst ein­fach das Gewicht der Fern­mel­de­ge­rä­te, der Fahr­zeug­be­sat­zung sowie ihrer per­sön­li­chen und sons­ti­ger Aus­rüs­tung auf­ad­diert.

Bis Anfang Novem­ber 1955 wur­den so auch die STAN für das Fern­mel­de­lehr­ba­tail­lon, für die Korps­fern­mel­de­ba­tail­lo­ne sowie eine vor­läu­fi­ge STAN für die Fern­mel­de­schu­le des Hee­res erar­bei­tet und mit der BMVg-Haus­halts­ab­tei­lung sowie dem Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­um ver­han­delt. Dabei wur­de auch durch­ge­setzt, daß es wie­der Divi­si­ons- und Korps­fern­mel­de­füh­rer als Bera­ter ihrer Kom­man­deu­re und zugleich als Batail­lons­kom­man­deu­re geben soll­te – ein nicht selbst­ver­ständ­li­cher Erfolg, da dies nicht dem US-Vor­bild ent­sprach.
Dar­über hin­aus berie­ten die bis dahin nur drei o.a. ehe­ma­li­gen Hee­res­nach­rich­ten­of­fi­zie­re in der Pla­nungs­grup­pe für das Fern­mel­de­we­sen des Hee­res auch die ande­ren Trup­pen­gat­tun­gen bei der Aus­pla­nung der Teil­ein­hei­ten des Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­diens­tes in deren Batail­lo­nen.
Dadurch aber war es bis Ende 1955 nicht mehr mög­lich, auch noch Grund­la­gen der Aus­bil­dung für Fern­mel­de­trup­pe und Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­dienst – ins­be­son­de­re Aus­bil­dungs­vor­schrif­ten – zu erar­bei­ten, wäh­rend zumin­dest ande­re Aus­bil­dungs­vor­schrif­ten mit­ge­prüft wer­den konn­ten.

Die Vor­ar­bei­ten zur per­so­nel­len Beset­zung der Dienst­pos­ten in den zukünf­ti­gen Fern­mel­de­ver­bän­den und ‑dienst­stel­len hat­ten bereits ab Juli 1953 mit der Ver­set­zung des dama­li­gen Major a.D. Theo­dor Poretsch­kin als Lei­ter des neu­en Fern­mel­de­re­fe­rats in die Per­so­nal­ab­tei­lung des „Amts Blank“ begon­nen. Da es aber zunächst weder Richt­li­ni­en, noch Anwei­sun­gen für die Per­so­nal­be­ar­bei­tung sowie auch kei­ne Per­so­nal- und Beur­tei­lungs­un­ter­la­gen von ehe­ma­li­gen Nach­rich­ten­of­fi­zie­ren gab, muß­te sich die Tätig­keit bis Anfang 1955 im Wesent­li­chen dar­auf beschrän­ken, bei per­so­nel­len Grund­satz­ent­schei­dun­gen mit­zu­wir­ken, ers­te Gedan­ken über den Ablauf des Ein­stel­lungs­ver­fah­rens zu ent­wi­ckeln sowie Grund­sät­ze für die zukünf­ti­ge Per­so­nal­aus­wahl und Stel­len­be­set­zung zu erar­bei­ten. Die Per­so­nal­aus­wahl für die ers­ten Ein­stel­lun­gen in 1955 erfolg­te in ers­ter Linie unter qua­li­fi­zier­ten, per­sön­li­chen Bekann­ten – ein durch­aus anfecht­ba­res Ver­fah­ren, aber das vor­erst ein­zig mög­li­che.
Im Lau­fe von 1955 gin­gen dann zuneh­mend auch Bewer­bun­gen ehe­ma­li­ger Ange­hö­ri­ger der Nach­rich­ten­trup­pe, aber auch unge­dien­ter Frei­wil­li­ger ein, so daß eine geord­ne­te Per­so­nal­aus­wahl und spä­tes­tens ab Ende 1955 eine soli­de Per­so­nal­pla­nung mög­lich wur­de. Dazu trug auch bei, daß das bis­he­ri­ge „Ein-Mann-Refe­rat“ ab Anfang 1956 durch einen (Hilfs-)Referenten 15 und einen Sach­be­ar­bei­ter ver­stärkt wur­de. So konn­te auf Grund­la­ge der inzwi­schen ver­han­del­ten STAN eine geziel­te Per­so­nal­aus­wahl begin­nen, die sich aber nicht auf die bereits vor­lie­gen­den Bewer­bun­gen beschränk­te, son­dern auch ver­such­te, qua­li­fi­zier­te ehe­ma­li­ge Ange­hö­ri­ge der Nach­rich­ten­trup­pe zu Bewer­bun­gen zu ver­an­las­sen.

Bei der mate­ri­el­len Aus­stat­tung der Fern­mel­de­ba­tail­lo­ne, aber auch der Teil­ein­hei­ten des Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­diens­tes ent­schloß man sich auf­grund des US-Ange­bots, US-Fern­mel­de­ge­rät für die Aus­stat­tung der deut­schen Fern­mel­de­trup­pen­tei­le und Trup­pen­fern­mel­de­teil­ein­hei­ten vor­erst kos­ten­los sowie unver­züg­lich zur Ver­fü­gung zu stel­len, und der nur ein­ge­schränk­ten Mög­lich­kei­ten der west­deut­schen Fern­mel­de-Indus­trie, mili­tä­ri­sches Fern­mel­de­ge­rät in aus­rei­chen­dem Umfang zu pro­du­zie­ren sowie zeit­ge­recht zu lie­fern, vor­erst zu einer 100%-igen Aus­rüs­tung mit US-Funk­ge­rä­ten 16, griff aber bei der Pla­nung für Fern­sprech- und Fern­schreib­ge­rät weit­ge­hend auf west­deut­sches Fern­mel­de­ge­rät zurück. 17 Auf­grund von Schwie­rig­kei­ten Letz­te­res auch kurz­fris­tig zu lie­fern 18, hal­fen jedoch auch die Deut­sche Bun­des­post mit nicht mehr benö­tig­ten Wehr­machts-Fern­sprech­ver­mitt­lun­gen und ‑Trä­ger­fre­quenz­ge­rä­ten sowie mit Blank­draht und Blank­draht­bau­ge­rät sowie der Bun­des­grenz­schutz teil­wei­se mit Funk­ge­rä­ten aus.
Dar­über hin­aus konn­te die früh­zei­ti­ge Ent­schei­dung, für den Kampf im eige­nen Land auch fes­te pos­ta­li­sche Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen zu nut­zen und dafür erfor­der­li­che Haus­halts­mit­tel bereit­zu­stel­len, noch recht­zei­tig bei der mate­ri­el­len Aus­stat­tung der Fern­mel­de­ba­tail­lo­ne, aber auch der Teil­ein­hei­ten des Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­diens­tes berück­sich­tigt wer­den.

Ab Anfang Dezem­ber 1955 tra­ten dann die ers­ten neu ein­ge­stell­ten, kriegs­ge­dien­ten Offi­zie­re und Unter­of­fi­zie­re der Fern­mel­de­trup­pe ihren Dienst bei der 2. Lehr­kom­pa­nie des Hee­res in Ander­nach an, um die Anfang Janu­ar 1956 ein­tref­fen­den unge­dien­ten Offi­zier- und Unter­of­fi­zier­be­wer­ber der Fern­mel­de­trup­pe aus­zu­bil­den. Nach der all­ge­mei­nen Grund­aus­bil­dung begann ab Anfang April 1956 die Fern­mel­de­aus­bil­dung mit den US-Funk­ge­rä­ten PRC‑6 19 und PRC-10 20 sowie mit vom BGS aus­ge­lie­he­nem Fern­sprech­ge­rät

US-Funk­ge­rä­te PRC‑6 (links) und PRC-10 (rechts), Quel­le: Wiki­pe­dia

Dabei wur­de die Aus­bil­dung an den US-Funk­ge­rä­ten durch Per­so­nal einer „Mili­ta­ry Assis­tance Advi­so­ry Group“ (MAAG) 21 der US-Armee unter­stützt. Ab Anfang Mai 1956 bil­de­ten dann die­se soge­nann­ten „Ander­na­cher“ den Kern des in Sont­ho­fen auf­zu­stel­len­den Fern­mel­de­lehr­ba­tail­lons, wo ab Anfang Juli auch die Fern­mel­de­schu­le des Hee­res auf­ge­stellt wur­de.

Für den Bereich der Fern­mel­de- und Elek­tro­ni­schen Auf­klä­rung gin­gen bis Ende 1955 die Pla­nun­gen über theo­re­ti­sche Über­le­gun­gen kaum hin­aus.
Zwar hat­ten ehe­ma­li­gen Ange­hö­ri­ge der frü­he­ren Nach­rich­ten­auf­klä­rung der Wehr­macht bereis ab 1948 wie­der Ver­wen­dung im Rah­men der Funk­auf­klä­rung der soge­nann­ten “Orga­ni­sa­ti­on Geh­len” 22, dem Vor­läu­fer des spä­te­ren Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes (BND; ab 1956), gefun­den, aber aus dem “Amt Blank” ist zu Pla­nun­gen für eine zukünf­ti­ge mili­tä­ri­schen Funk­auf­klä­rung nur wenig bekannt. So fin­det sich ledig­lich in der Hand­ak­te des spä­te­ren Gene­ral­inspek­teur der Bun­des­wehr, Gene­ral­leut­nant a.D. Adolf Heu­sin­ger — oder bis 1950 selbst Ange­hö­ri­ger der “Orga­ni­sa­ti­on Geh­len” gewe­sen war — eine Denk­schrift aus dem Jahr 1950 mit dem Titel “Gedan­ken über eine zukünf­ti­ge deut­sche Funk­auf­klä­rung” von Oberst a.D. Leo Hepp — 1945 letz­ter Chef des Sta­bes beim Chef des Hee­res­nach­rich­ten­we­sens und der Wehr­machts­nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen (Chef HNW/WNV) sowie inzwi­schen bei der “Orga­ni­sa­ti­on Geh­len” Lei­ter der Abtei­lung “Nach­rich­ten­we­sen” (Agen­ten- und Füh­rungs­funk sowie Funk­auf­klä­rung), die u.a. auch einen Orga­ni­sa­ti­ons­vor­schlag für eine zukünf­ti­ge deut­sche Funk­auf­klä­rung ent­hielt.

Orga­ni­sa­ti­ons­vor­schlag für eine zukünf­ti­ge deut­sche Funk­auf­klä­rung von Oberst a.D. Leo Hepp, 1950;

Gra­phik: Quel­le 7, Sei­te 6

Legen­de: 
H = Sta­tio­nä­re „Horch­stel­len“ des „Gehei­men Mel­de­diens­tes“ (= “Orga­ni­sa­ti­on Geh­len” ); 
Z =
 „Funk­auf­klä­rungs­zen­tral­stel­le“ (ab 1956 Dienst­stel­le für Fern­mel­de­auf­klä­rung und Schlüs­sel­we­sen, spä­ter Fern­mel­de­dienst­stel­le der Bun­des­wehr (FmDst­StBw) bzw. Amt für Fern­mel­de­we­sen der Bun­des­wehr (AFmWBw); 
„Fern­mel­de­chef“ = ab 1955 Unter­ab­tei­lungs­lei­ter BMVg IV F – Fern­mel­de­we­sen;

„Abtei­lung Frem­de Hee­re“ = ab 1957 Unter­ab­tei­lung BMVg Fü B II, spä­ter BMVg Fü S II;
Lee­re Käst­chen = mobi­le Funk­auf­klä­rungs­trup­pen­tei­le der mili­tä­ri­schen Kom­man­do­be­hör­den zur Fern‑, Nah- und Gefechts­auf­klä­rung


Die­ser Orga­ni­sa­ti­ons­vor­schlag für eine zukünf­ti­ge deut­sche Funk­auf­klä­rung fand jedoch nur teil­wei­se Ein­gang in die Pla­nun­gen im „Amt Blank“: Im Rah­men der EVG-Ver­hand­lun­gen sah ein deut­scher Vor­schlag aus dem Jahr 1953 für die Land­streit­kräf­te ein Funk­auf­klä­rungs­ba­tail­lon mit je einer Funk­fern­auf­klä­rungs- und Funk­über­wa­chungs­kom­pa­nie sowie pro Korps je eine Funk­na­h­auf­klä­rungs­kom­pa­nie vor, der jedoch auf­grund ins­be­son­de­re der fran­zö­si­schen Wei­ge­rung, die­sen Vor­schlag über­haupt zu behan­deln, in der deut­schen Pla­nung zunächst nicht wei­ter ver­folgt wur­de.

1955 wur­de aller­dings die­ser Vor­schlag aus den EVG-Ver­hand­lun­gen im Wesent­li­chen bei der Aus­pla­nung für Land­streit­kräf­te im Rah­men der NATO wie­der auf­ge­grif­fen: Zunächst war zwar nur je eine Funk­na­h­auf­klä­rungskom­pa­nie in den Korps­fern­mel­de­ba­tail­lo­nen vor­ge­se­hen, die aber dann noch um ein zusätz­li­ches Funk­fern­auf­klä­rungsbatail­lon auf „Armee-Ebe­ne“ ergänzt wur­den – letz­te­res aller­dings nun ohne Auf­trag zur Funk­über­wa­chung von geg­ne­ri­schen Agen­ten­funk­stel­len in Deutsch­land, da die­se Auf­ga­be inzwi­schen seit 1953 durch den BGS wahr­ge­nom­men wur­de.


Quel­len und zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma:

  1. Hoff­mann, Emil: Die Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res in der Bun­des­wehr – 1. Auf­la­ge, Ver­lag E.S. Mitt­ler & Sohn, Her­ford 1978 – ISBN 3 8132 0012 4, S. 23 — 35
  2. Goe­bel, Die­ter: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de-Trup­pen – Orga­ni­sa­ti­ons­dar­stel­lung 1830 — 1980, FmS/FSHEloT 1980 – S. 44 f.
  3. Grabau, Rudolf:  Die Fern­mel­de­trup­pe Elo­Ka des Hee­res 1956 bis 1990 – Orga­ni­sa­ti­ons- und Aus­bil­dungs­über­sich­ten, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V.  – 1. Auf­la­ge 1995
  4. Hoff­mann, Emil: Die Zeit zwi­schen 1945 und 1955, in: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 119 ff.
  5. N.N.: Die Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res der Bun­des­wehr 1956 — 1999, in: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 123 f.
  6. N.N.: Geschicht­li­che Zeit­ta­fel über die Ent­wick­lung der Telegraphen‑, Nachrichten‑, Fern­mel­de­trup­pe und Füh­rungs­diens­te 1830 — 1999, in: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 238 f.
  7. Grabau, Rudolf: Bun­des­nach­rich­ten­dienst oder Bun­des­wehr­füh­rung: Wer hat­te grö­ße­ren Ein­fluß auf den Auf­bau der deut­schen Fern­mel­de­auf­klä­rung? – Ideen und Pla­nun­gen für eine mili­tä­ri­sche Funk­auf­klä­rung in West­deutsch­land nach Ende des 2. Welt­krie­ges, in: Bei­la­ge zur F‑Flagge 3–2001
  8. Wei­ße, Gün­ther K.: Gehei­me Funk­auf­klä­rung in Deutsch­land, Motor­buch-Ver­lag – 1. Auf­la­ge 2005        

Fuß­no­ten:

1 Die­se Pla­nung führ­te ab März 1951 zur Auf­stel­lung des dama­li­gen, para­mi­li­tä­risch geglie­der­ten und mit Mili­tär­hand­waf­fen aus­ge­rüs­te­ten Bun­des­grenz­schut­zes (BGS) mit einer anfäng­li­chen Per­so­nal­stär­ke von 10.000, der 2005 in Bun­des­po­li­zei umbe­nannt wur­de.
2 Ergeb­nis war die gehei­me, soge­nann­te „Him­mero­der Denk­schrift“ über die „Auf­stel­lung eines deut­schen Kon­tin­gents im Rah­men einer über­na­tio­na­len Streit­macht zur Ver­tei­di­gung West­eu­ro­pas“, die ein Kon­zept für Rüs­tung und Orga­ni­sa­ti­on, Aus­stat­tung und Aus­rüs­tung der künf­ti­gen deut­schen Streit­kräf­te sowie Kon­zep­te zur „Inne­ren Füh­rung“ und zum „Staats­bür­ger in Uni­form“ ent­hielt.
3 nach­dem GenPzTr a.D. Graf von Schwe­rin mit Pres­se­ver­tre­tern über sei­ne Tätig­keit gespro­chen und dabei u.a. auch gesagt hat­te, daß die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ein Wehr­pflicht­ge­setz vor­be­rei­te
4 bis 7. Juni 1955 Vor­läu­fer des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ver­tei­di­gung
5 dar­un­ter auch zwei ehe­ma­li­ge Ange­hö­ri­ge der Nach­rich­ten­auf­klä­rung, die aller­dings über­wie­gend nur über tech­nisch ori­en­tier­te Kennt­nis­se der Funk­auf­klä­rung ver­füg­ten 
6 Sechs Korps­stä­be mit Korps­trup­pen und 12 Pan­zer­di­vi­sio­nen, sechs Auf­klä­rungs­flie­ger­grup­pen, drei Schlacht­flie­ger­re­gi­men­ter und drei Jagd­flie­ger­re­gi­men­ter sowie leich­te Küs­ten-See­streit­kräf­te ein­schließ­lich eige­ner Mari­ne­flie­ger­kräf­te
7 Auch im zivi­len Bereich – z.B. der Post – war bereits seit 1948 der Begriff „Fern­mel­de­we­sen“ gebräuch­lich, u.a. in der Bezeich­nung des zustän­di­gen Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ange­le­gen­hei­ten des Fern­mel­de­we­sens“ (1949) bzw. des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für das Post- und Fern­mel­de­we­sen“ ab 1. April 1950 – dar­über hin­aus gab es bei der Post wei­te­re „Fern­mel­de-Begrif­fe“ wie z.B. „Fern­mel­de­dienst“, „Fern­mel­de­an­la­ge“, „Fern­mel­de­ord­nung“.     
8 Eine Rol­le haben mög­li­cher­wei­se auch per­sön­li­che Erfah­run­gen der Betei­lig­ten gespielt, daß in der Kriegs­ge­fan­gen­schaft Ange­hö­ri­ge der Nach­rich­ten­trup­pe oft für Ange­hö­ri­ge des mili­tä­ri­schen „Nach­rich­ten­diens­tes“ gehal­ten wur­den.
9 Die­se Fern­mel­de-Hun­dert­schaf­ten bestan­den aus je einem Funk- sowie Fern­sprech­zug und wur­den ab Juli 1956 im Übri­gen mit Mas­se zur Auf­stel­lung der Bun­des­wehr-Fern­mel­de­ba­tail­lo­ne 1 — 4 her­an­ge­zo­gen.
10 Die EVG war ein geplan­tes poli­ti­sches Pro­jekt mit dem Ziel, eine gemein­sa­me, euro­päi­sche Armee zu schaf­fen, wobei vor­ge­se­hen war, Kon­tin­gen­te aus Frank­reich, den BENE­LUX-Staa­ten, Ita­li­en und der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu betei­li­gen. Das Besat­zungs­sta­tut für West­deutsch­land wäre damit been­det, gleich­zei­tig aber auch sei­ne unmit­tel­ba­re Wie­der­be­waff­nung ver­hin­dert wor­den.
11 Die­ser Bera­ter­stab war Teil einer grö­ße­ren deut­schen Dele­ga­ti­on, wel­che im „Inte­rims­aus­schuß“ unter Feder­füh­rung des Aus­wär­ti­gen Amtes auf poli­ti­scher Ebe­ne die Ver­hand­lun­gen zur Ver­wirk­li­chung der EVG mit den übri­gen EVG-Mit­glie­dern führ­te.
12 die aller­dings bis dahin noch kei­nen Namen trug und in zeit­ge­nös­si­schen Doku­men­ten als „bun­des­deut­sche Wehr­macht“ bezeich­net wur­de
13 eine dem zukünf­ti­gen, aus­schließ­li­chen Ver­tei­di­gungs­auf­trag und den Erfor­der­nis­sen der zwi­schen­zeit­li­chen tak­ti­schen Ent­wick­lun­gen ange­paß­te Vor­schrift „Trup­pen­füh­rung“ (TF) – u.a. auch mit Fest­le­gung von Auf­trag und Auf­ga­ben der ein­zel­nen Trup­pen­gat­tun­gen – gab es noch nicht
14 Spä­ter wur­den dann dafür pau­schal etwa 200 Mil­lio­nen DM bezahlt.
15 Die Refe­rats­lei­ter wur­den zunächst als „Refe­ren­ten“, die Refe­ren­ten als „Hilfs­re­fe­ren­ten“ bezeich­net.
16 Da bei einem Bedarf von etwa 50.000 Funk­ge­rä­ten für die 12 Hee­res­di­vi­sio­nen die Anzahl der durch die USA zuge­sag­ten US-Funk­ge­rä­te für die Aus­stat­tung der deut­schen Fern­mel­de­trup­pen­tei­le und Trup­pen­fern­mel­de­teil­ein­hei­ten nicht aus­reich­te, ent­schloß man sich kurz­fris­tig zum Nach­bau von US-Funk­ge­rä­ten und ver­gab ent­spre­chen­de Auf­trä­ge an die west­deut­sche und fran­zö­si­sche Fern­mel­de-Indus­trie.
17 Eine inter­es­san­te Par­al­le­le zur Aus­rüs­tung der Nach­rich­ten­trup­pe von KVP bzw. NVA mit sowje­ti­schen Funk- bzw. Richt­funk­ge­rä­ten sowie Fern­sprech- und Fern­schreib­ge­rät aus DDR-Pro­duk­ti­on.
18 Erst­be­darf an Feld­ka­bel: 60.000 km
19 US-FM-Hand­sprech­funk­ge­rät (47 — 55,4 MHz; ca. 250 mW Sen­de­leis­tung) im Korea-Krieg (PRC = Porta­ble Radio Commu­ni­ca­ti­ons)
20 trag­ba­res US-Stan­dard-FM-Sprech­funk­ge­rät (38 — 54,9 MHz; ca. 1 W Sen­de­leis­tung) im Korea-Krieg
21 Die MAAG Ger­ma­ny war von 1955 bis 1962 am Auf­bau der Bun­des­wehr betei­ligt.
22 Die ers­te „Horch­stel­le“ der “Orga­ni­sa­ti­on Geh­len”  wur­de ab 1948 auf Schloß Krahnsberg bei Usin­gen im Tau­nus ein­ge­rich­tet – ers­ter Lei­ter war ab etwa 1949 Oberst a.D. Fried­rich Paul Hugo Boet­zel, der ehe­ma­li­ge Gene­ral der Nach­rich­ten­auf­klä­rung bis 1945 und ab 1956 Lei­ter der Dienst­stel­le für Fern­mel­de­auf­klä­rung und Schlüs­sel­we­sen, spä­ter in Fern­mel­de­dienst­stel­le der Bun­des­wehr (FmDst­StBw), Amt für Fern­mel­de­we­sen der Bun­des­wehr (AFmWBw), Amt für Nach­rich­ten­we­sen der Bun­des­wehr (ANBw) und Zen­trum für Nach­rich­ten­we­sen der Bun­des­wehr umbe­nannt sowie Ende 2007 außer Dienst gestellt. 
Auch der BGS hat – neben der Funk­über­wa­chung von geg­ne­ri­schen Agen­ten­funk­stel­len in Deutsch­land ab 1953 – mit drei Fern­mel­de­auf­klä­rungs-Hun­dert­schaf­ten in Oer­len­bach, Ful­da­tal und Bad Bramstedt bis 1956 Funk­auf­klä­rung im HF- und VHF-/UHF-Bereich ent­lang der inner­deut­schen Gren­ze und der Gren­ze zur CSSR betrie­ben.